nikon z 6 - meine ersten erfahrungen



Seit ihrem Erscheinen war die D500 für mich unangefochten das Maß der Dinge. Seither hoffte ich auf die Ankündigung einer ebenbürtigen Kamera im Vollformat, bezogen auf die Abdeckung des Bildfeldes durch den Autofokus und die ISO-Leistung. Die maximalen ISO-Werte meiner D800 reichten für einige meiner Anwendungen oft nicht aus.

   Die Nachfolger der D800 habe ich alle mit Interesse verfolgt, doch entweder waren die Unterschiede für einen Wechsel zu gering, oder sie waren preislich, wie die D850, einer anderen Liga entstiegen.

   Anhand einer Sony Alpha 7Riii erfuhr ich erstmals, welche Stärken eine spiegellose Kamera mit sich bringen kann, doch konnte mich diese weder restlos überzeugen, noch stand ein kompletter Wechsel des Systems für mich zur Debatte. 

Mit der Ankündigung der Z-Serie versprach mir Nikon die Erfüllung meiner sehnlichsten Wünsche. Die Z 7 verursachte preislich jedoch leichte Schnappatmung. Und sie war mit 45 MP Auflösung für mich zunächst ebenso überdimensioniert, wie die D850, denn nur die wenigsten meiner Objektive würden den Anforderungen dieser beiden Spitzenmodelle standhalten.

  Doch da ist ja noch die kleine Schwester, die Z 6. Mit ihren 24,5 MP Auflösung, die für mich vollkommen ausreichen, würde sie mit den vorhandenen Objektiven zurechtkommen. Und bezüglich der ISO-Leistung sollte sie gegenüber der Z 7 sogar noch im Vorteil sein.

  Preislich lag sie in dem Bereich, in dem auch die D800 gestartet war. Ein Gesamtpaket, das ich gerne einmal in die Hand nehmen wollte! 


erster eindruck


Zwei Dinge sind für mich bei einer Kamera ganz entscheidend: ihre Ergonomie und die Qualität des Suchers.

   An den DSLRs mag ich ausgeprägte Griffe. Auch wenn meine Hände nicht die größten sind, arbeite ich dennoch gerne mit zusätzlichem Batteriegriff. Alle bisher bekannten spiegellosen Kameras waren mir im Vergleich zu den DSLRs zu fipsig und nicht gut zu greifen, schon gar nicht mit einem größeren Objektiv davor.

   Die Bauform der Z-Serie hat mich direkt angesprochen. Der Griff liegt sehr gut in der Hand. Trotz ihrer relativ geringen Größe greift sich die Z 6 schnell und sicher. Sie hat ein angenehmes Eigengewicht und das Material fühlt sich sehr wertig an. 

   Das Sucherbild ist mir wichtig, da ich fast ausschließlich durch den Sucher fotografiere. Alle elektronischen Sucher die ich bis bislang ausprobieren konnte, haben mich mit ihrer "pixeligen" Wiedergabe stark irritiert. Bei manchen Herstellern wird das Sucherbild zusätzlich durch die Informationsanzeigen nahezu überlagert. Dort kann ich mich nicht ausreichend auf mein Motiv konzentrieren.

   Bei der Z 6 erkenne ich den Unterschied zum analogen Sucher nur noch am helleren Sucherbild. Alle Anzeigen liegen gut erkennbar am oberen und unteren Rand des Suchers und stören den Bildeindruck nicht.

   Alles in allem liefert die Z 6 einen ersten sehr stimmigen, wertigen Eindruck.

Nikon Z6 erste Erfahrungen
Grössenvergleich Z 6+24-70 f/4.0 S und D800+24-70 f/2,8 G

Ein deutlicher Größenunterschied liegt zwischen der Z 6 und der D800, jeweils mit angesetztem 24-70 mm Objektiv . Wem die alte Kombination zu groß oder zu schwer gewesen ist, wird an der der Z 6 mit 24-70 mm S seine Freude haben.

   Mit nur 1.250 g Gesamtgewicht bringt die Z 6-Kombi 846 g weniger auf die Waage als die D800 und wiegt so nur wenig mehr als das 24-70 mm f/2.8 G alleine! Das macht sich in jedem Gepäck angenehm bemerkbar!


erste schritte


Es kam, wie es kommen musste: die technischen Werte und der gute erste Eindruck lösten bei mir einen starken "Haben-will-Effekt" aus. Bald hielt ich mein Exemplar in Händen und tastete mich durch die Einstellungen.

  Sehr erfreulich: Nikon hat beim Menü wie bei den Bedienelementen darauf verzichtet, sich neu zu erfinden und ganz auf Bewährtes bzw. Vertrautes gesetzt. Das Durcharbeiten des Menüs fällt jedem leicht, der schon einmal eine Nikon-DSLR in der Hand hatte.

   Und doch hat eine Sache kurz für Herzrasen gesorgt: plötzlich blieb der Monitor schwarz! "Kaputt", dachte ich ungläubig. Für die Anzeige gibt es jedoch neue Modi, wie "nur Sucher" oder "nur Monitor".

   Wählt man im Menü mehrere Modi gleichzeitig aus, kann man mit der neuen "Monitormodus-Taste" links neben dem Sucher zwischen den Modi hin und her schalten. Dort stellte ich, ohne es zu merken, auf "nur Sucher" um. So vergingen einige Schrecksekunden, bis die Ursache gefunden war.

  Die Z-Serie stellt mit einem kleinen Sensor über dem Okular fest, ob der Sucher benutzt wird und aktiviert dann erst die Anzeige. Setzt sich hier ein Fussel fest, bleibt der Sucher ebenfalls schwarz. Also in diesem Fall immer erst einmal Ruhe bewahren :)

  Der große, klappbare Monitor erleichtert die Bedienung. Der neue Touchscreen ist ein Genuss und gegenüber der D500 endlich voll funktionsfähig! Die wichtigsten Punkte lassen sich schnell in das persönliche Menü übernehmen. Leider hat die Z 6 keine FN2-Taste wie die D500, mit der man das persönliche Menü direkt aufrufen kann. Solange das persönliche Menü das zuletzt aufgerufene war, erscheint es aber auch so immer als erstes.

Die Gitternetzlinien lassen sich wie bisher im Sucher anzeigen. Die Horizontanzeige im Sucher, wie ich sie bei den DSLRs gerne benutze, suchte ich jedoch erfolglos. Die Anleitung verweist auf die Benutzung der "Disp"-Taste. Nach zweimaligem Drücken erscheint die bekannte Wasserwaage auf dem Monitor. Und, bei einem spiegellosen System auch nicht anders zu erwarten, auch so im Sucher.

   Das mag sehr effektiv sein, allerdings ist es auch sehr dominant in der Darstellung. Die alte Variante mit den Linien am Bildrand des Suchers überdeckt das Motiv nicht, was mir persönlich deutlich mehr gelegen hat.

   Das "PSAM"-Rad ist eine Reminiszenz an das Design der analogen Kameras. Ich werde es kaum je nutzen, da ich nahezu ausschließlich in "M" fotografiere. Das Rad ist erfreulicherweise durch die mittige "Entriegelungstaste" vor ungewolltem Verstellen gesichert. Das war bei Nikon leider nicht immer der Fall.

   Die Einstellungen, die sonst an dieser Stelle zu finden waren, sind in das Menü verlagert worden. Per Druck auf die "i-Taste" werden sie schnell und übersichtlich auf dem Monitor angezeigt und können, in viel größerem Umfang als bisher, dank des voll funktionsfähigen Touchscreens, direkt verändert werden, ohne die Wippe benutzen zu müssen. Die Auswahl der angezeigten Menüpunkte ist noch dazu frei konfigurierbar!

  Ich finde, besser geht es kaum. Die Z-Serie verfügt für mich damit über die konsequenteste, übersichtlichste und durchdachteste Bedienweise aller bisherigen Nikon-Kameras. Ganz besonders bei Dunkelheit ist die Bedienung über den Touchscreen bzw. Sucher unschlagbar!


das erste bild


So saß ich denn bei weihnachtlichem Kerzenschein im Wohnzimmer und wollte testen, was bei dem wenigen Licht fotografisch möglich ist. ISO hoch, Stabi und Autofokus an. Und ich war überrascht! Das Motiv war im Sucher einwandfrei und fast wie ausgeleuchtet zu erkennen. Der Autofokus griff zügig und präzise.

   Mehr aus Spieltrieb hatte ich die ISO auf 12.800 hochgedreht und damit gerechnet, dass das Motiv im Rauschen untergeht. Doch dem war nicht so. Was ich zu sehen bekam, entsprach dem Ergebnis, wie ich es bei der D800 bei ISO 3.200 erwarten würde.

   Nach diesem erfreulichen Ergebnis freute ich mich umso mehr auf die erste Gelegenheit, die Z 6 ausführen und ausgiebig testen zu können.

Nikon Z6, 24-70 mm S, 70 mm, ISO 12.800, F/4, 1/13 sek. out of cam
Nikon Z6, 24-70 mm S, 70 mm, ISO 12.800, F/4, 1/13 sek. out of cam

bildqualität


Meinem subjektiven Empfinden nach hat die Z 6 bei der Bildqualität verglichen mit der D800 deutlich zulegen können. Das durfte man aber auch erwarten, trennen die beiden verbauten Bildprozessoren schließlich drei Generationen. Dies fällt mir dabei besonders auf:

 

Farbwiedergabe: Mehrfach verblüfft hat mich die Fähigkeit der Z 6, dort noch Farben zu erkennen, wo für das menschliche Auge alles nur noch düster erscheint. Der Molch hier ist ein Höhlenbewohner und lebt in entsprechend schwachem Licht. Für mich erschien alles Dunkelgelb und -braun. Doch die Kamera erkennt das Motiv in seinen natürlichen Farben, als wäre es ideal ausgeleuchtet gewesen.

   Auch für die nachträgliche Farbkorrektur hat sie größere Reserven. Bei einer Aufnahme in ein Aquarium mit blauem Dämmerlicht konnte ich in der Nachbearbeitung die natürlichen Farben herausarbeiten! Das war bei Bildern mit meinen DSLRs an gleicher Stelle bislang nicht zu erreichen.

Kontrast: hier scheint die Z 6 ebenfalls feiner abstufen zu können, auch wenn das volle Potential vielleicht erst bei der Nachbearbeitung richtig zur Geltung kommt. Ein Beispiel dafür ist das Bild von "Viatu", dem Silberrücken des Frankfurter Zoos, das am Ende dieser Seite zu sehen ist. Diese feine Nuancierung bei einem Bild, dass durch eine zentimeterdicke Panzerglasscheibe geschossen wurde, habe ich aus Bildern mit der D800 nicht herausholen können.

Belichtung: im Zoo kommt es mit der D800 öfter zu Problemen mit den Lichtverhältnissen, sei es dass der Weißabgleich fehl geht oder es schnell zu überbelichteten Bereichen führt. 

  Die Z 6 scheint hier besser zurecht zu kommen. Schaue ich auf die Bildausbeute der ersten Streifzüge, sind solche Ausreißer kaum zu finden. Die Bilder wirken bereits im unbearbeiteten Zustand sehr homogen und ausgewogen.

   Alles in allem bin ich mit der Bildqualität der Z 6 im Vergleich zu der D800 und D500, sehr zufrieden. So wie man die Unterschiede bei 

Nikon Z6 erste Erfahrungen
Nikon Z 6, Sigma 150 mm f/2,8 Makro, 1/30 Sek. bei f/7,1 und ISO 8.000, frei Hand, nur leichte Korrekturen in LR

 Bildern mit zwei verschiedenen Objektiven gleicher Brennweite aber unterschiedlicher Güte erkennen kann, so erscheinen mir die Bilder aus der Z 6 insgesamt detailreicher und brillanter.

   Auffällig ist eine verhältnismäßig deutliche Vignettierung in Bildern aus der Z 6. Dies mit Z-Objektiven wie F-Objektiven mit FTZ-Adapter. Im Kamera-Menü findet sich die "Vignettierungskorrektur". Obwohl diese bei mir bereits auf "normal" steht, haben viele unbearbeiteten Bilder immer noch eine deutliche Vignette. Bei der Bearbeitung lässt sich diese zwar problemlos entfernen, doch wer auf unbearbeitete Bilder angewiesen ist, sollte hier unbedingt ein kritisches Auge darauf haben. 


akkulaufzeit


Das Thema Akkulaufzeit wurde scharf diskutiert. Auf meinen ersten Rundgängen kam der Akku auf eine Laufzeit von nur 4-6 Stunden, allerdings unter ständiger Nutzung des Bildschirms und des Menüs.

   Das ist heutzutage aber nicht viel und etwas ärgerlich, wenn eine moderne Kamera vorwarnungsfrei saftlos die Auslösung verweigert. Ganz wie in den analogen Zeiten, wenn der Film voll war. 

   Es ist aber sicher nicht ganz fair, die Z 6 mit ihren zahlreichen neuen elektronischen Funktionen bezüglich der Akku-Laufzeit mit der D800 zu vergleichen. Allerdings ist die Leistung auch im direkten Vergleich zu den großen spiegellosen Wettbewerbern nicht hoch.

Kürzlich hatte ich die Z 6 an einem "langen Wochenende" dabei. Ich setzte sie nur moderat ein, wie es bei einem Ausflug üblich ist, ca. 300 Fotos, kein Video, bei mäßiger Nutzung des Displays und zweimaliger Übertragung einiger Bilder auf das Handy. Der Akku hielt die 3 Tage am Stück durch.

  Vor allem die Nutzung des Displays ist also für den Stromverbrauch der Z 6 verantwortlich. Je mehr man sich hier zurückhält, umso eher kommt man mit einer Akkuladung über den Tag.

  Dennoch: ein Ersatz-Akku war schon bei der D500 ratsam. Hier ist er nun wirklich ein Muss!


autofokus


Die Qualität und Arbeitsweise des Autofokussystems der Z 6 ist das nächste heiß diskutierte Thema bei der Z-Serie.

   Ich war zum Testen mehrfach im Nachthaus des Frankfurter Zoos. In der relativen Dunkelheit brauchte die Z 6 im AF-S Modus einen ganzen Moment zum Fokussieren. Teilweise war das Motiv bereits auf und davon. Das geht besser, glaubte ich und wechselte auf die D500, die der D800 diesbezüglich schon weit überlegen ist. Doch nix war's! Die D500 fand zu meiner Überraschung an gleicher Stelle gar nicht erst ein Ziel!

   Die Z 6 macht dank dem hellem Sucherbild trotz Dunkelheit sogar das manuelle Fokussieren möglich! Leider hielten die Tiere zu wenig still, um hier ein brauchbares Bild vorweisen zu können. Das liegt aber nicht an der Kamera, also ein klarer Punktsieg für die Z 6!

   Beim Einzelautofokus ist für mich die Sache soweit klar: in Sachen Geschwindigkeit liegt die Z 6 näher an der D800 als der D500. Aber er sitzt, ohne Pumpen, absolut auf den Punkt! Also kein neuer Rekord in Sachen Geschwindigkeit, dafür aber eine höhere Treffsicherheit, vor allem bei wenig Licht! 

   Beim kontinuierlichen Autofokus ist die Lage jedoch um einiges komplizierter. Es war zu lesen, man müsse bei der Z 6 wissen, was man fotografieren möchte und dazu die jeweils am besten geeignete Fokuseinstellung finden. Zunächst lohnt sich tatsächlich das Einlesen in die Gebrauchsanweisung. Eine vollständige Übersicht über alle Autofokusvarianten findet sich zusätzlich auf der Homepage von Nikon. Hier gibt es Neues zu entdecken, sowohl begrifflicher wie funktioneller Art:

   Die "Automatische Messfeldsteuerung" ersetzt das bisher bekannte "3d-Tracking". Mit Drücken der "OK-Taste" kann das Messfeld dabei gezielt auf einen Punkt im Motiv aufgeschaltet werden und bewegt sich in der Folge mit. Ich benötige also erst einmal die Möglichkeit, das Motiv eindeutig im Sucher zu sehen und zu halten. Bei einem Motiv wie z.B. eine Ente auf dem Wasser ist das kein Problem.

   Im Zoo gibt es ein großes Becken voller kleiner "Nemos". Die beste Testumgebung, alle Varianten durchzuprobieren. Zunächst muss ich 

sagen, dass mein Sigma 150 f/2.8 Makro sicher nicht das modernste, sprich schnellste ist. An der D500 komme ich aber gut damit zurecht.

   Die "Automatische Messfeldsteuerung" war hier ungeeignet. Durch die Vielzahl möglicher Ziele auf verschiedenen Fokusebenen, die in allen Richtungen unterwegs waren, wollte sich die Z 6 für keinen Fisch entscheiden. Mich auf einen einzelnen Fisch aufzuschalten, war unter diesen Bedingungen unmöglich.

   Danach probierte ich es mit dem dynamischen Messfeld. Trotz der weißen "Hilfslinien" der Fische fand die Kamera selten ein Ziel. Auch folgt das Messfeld nicht dem Fisch, man muss offensichtlich immer nachführen.

   Das beste Ergebnis in dieser zugegeben wirklich speziellen Situation erzielte ich mit dem großen Messfeld. Auch hier muss das Motiv im Messfeld gehalten werden. Hier hat die Z 6 das einzelne Fischchen
noch am längsten im Fokus gehalten. Bedingt befriedigend aber

definitiv kein Sternchen! Während der AF-C an sich ausreichend gut funktioniert, hat meine D500 beim Tracking ganz klar die Nase vorne. Erst das Update auf die Firmware 3.0 brachte hier endlich Besserung (siehe unten).

   Das Fokussieren über den Touchscreen funktioniert ebenfalls gut. Hier kann ich wahlweise nur fokussieren, fokussieren und auslösen oder nur auslösen. Bei der zweiten Möglichkeit stellt er beim ersten Kontakt mit dem Bildschirm genau an dieser Stelle scharf und löst aus. Man muss also ganz genau zielen. Ich fände es raffiniert, wenn ich mit dem Finger den Fokuspunkt solange bewegen könnte, bis ich loslasse und die Kamera dann auslöst.

   Zusammenfassung: Die Fokusgeschwindigkeit liegt zwischen der D800 und der D500/D5. Der AF-S funktioniert sehr gut, auch bei geringer Beleuchtung. Der AF-C funktioniert ebenfalls gut, solange das Motiv im Fokusfeld angemessen und gehalten werden kann. Schnelle Bewegungen und vor allem plötzliche Richtungsänderungen sind die Sache der Z 6 nicht. Das Tracking, also die automatische Motiverkennung und -verfolgung durch den Autofokus, wie man es von der D500 kennt, ist mit der Z 6 offensichtlich, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt möglich!

   In einem Punkt muss ich allerdings eine Lanze für die Z 6 brechen: während bei der D500 der Autofokus mit dem Tamron 150-600 G2 nur auf den wenigen echten Kreuzsensorfeldern funktioniert greift er bei der Z 6 auf allen Messfeldern und das bei deutlich schwächeren Kontrasten! 

Nikon Z6 erste Erfahrungen
Härtetest für die AF-C-Fähigkeiten: Anemonenfische im Frankfurter Zoo

firmware update 2.0 - der erste "härtetest": high iso + augen-af


Wenige Tage nach dem Firmware-Update durfte ich eine Aufführung des Schultheaters meines Sohnes fotografisch begleiten. Dabei saß ich hinten zwischen den Zuschauern, ein gutes Stück von der Bühne entfernt und hatte es teils mit recht düsterer Beleuchtung zu tun.

   Letztes Jahr war ich noch mit der D500 unterwegs und schämte mich bei jeder Auslösung wegen des Geräuschs. Diesmal konnte ich mit der Z 6 absolut geräuschlos arbeiten. Das war schon einmal toll.

   Ich benutzte das Tamron 150-600 mm. Für die Bühnenfotografie sicher nicht die optimale Linse. Doch aufgrund der Entfernung zur Bühne und weil ich diesmal im Vollformat fotografierte, brauchte ich Brennweite. Wegen der schwachen Beleuchtung und der geringen Lichtstärke des Objektivs, arbeitete ich mit Werten von ISO 12.800 bis 16.000. Und das Ergebnis?

   Nach dem ersten Abend entdeckte ich auf etwa jedem dritten Bild Verzerrungen im Motiv. Ich habe dafür keine wirklich Erklärung, doch konnte ich beim zweiten Versuch die Ausschussquote sehr deutlich senken, indem ich den VR am Objektiv ausgeschaltet und nur mit der Stabilisierung in der Kamera gearbeitet habe.

Dies war auch meine erste Gelegenheit, den Augen-Autofokus der Z 6 auszuprobieren. Ich weiß nicht, ob Sony oder Canon einen besseren Augen-Autofokus bieten, doch was die Z 6 leistet, hat mich begeistert. Trotz teils schwacher Beleuchtung griff der Augen-Autofokus, selbst bei Brillenträgern, bzw. bei Portraits im Halbprofil. Und das auf eine Entfernung von ca. 15 Metern.

   Gut, bei ISO 16.000 ist eindeutig Schluss mit Wimpernzählen. Um das Bildrauschen auf ein kaum erkennbares Niveau zu drücken, setzt Lightroom die Luminanz auf 47 Punkte. Das geht natürlich zu Lasten der Details. Allerdings "spart" man sich so auch die Retusche bei den Gesichtern :) Reduziert man die Luminanz manuell, rauscht es sehr schnell überdeutlich. Letzten Endes ist die Bildqualität sicherlich nicht auf höchstem Niveau, gemessen an den widrigen Umständen aber mehr als erfreulich ausgefallen.

   Die Z 6 ist der D500 bezüglich des Augen-Autofokus, der höheren Trefferquote bei schlechter Ausleuchtung und der Bildqualität einen deutlichen Schritt voraus! Viele der Bilder wären mit der D500 meiner Meinung nach nicht möglich gewesen.


firmware update 3.0 - verbessertes tracking?


Heute war es so weit, das aktuelle Firmware-Update 3.0 für die Z 6 zu testen. Dabei ging es mir nicht um den für mich absolut unnötigen Augen-Autofokus für Katzen und Hunde. Der ist für mich bestenfalls ein Gag am Rande.

   Doch die verbesserte Methode für das Tracking hat es mir angetan. Und ich kenne keine bessere Stelle für einen "Stresstest", als das Becken voller Anemonenfische im Frankfurter Zoo. Die Z 6 konnte hier zuletzt gegenüber der D500 nicht wirklich punkten. 

   Man aktiviert das Tracking im "AF-C-Modus", zusammen mit der "Automatischen Messfeldsteuerung". Sobald man die "OK-Taste" drückt, erscheint ein quadratisches Messfeld. Dieses bringt man mit dem Motiv in Deckung und drückt den Auslöser halb durch, schon startet das "Tracking". Das Fokusfeld leuchtet nun gelb und bleibt auf dem gewählten Objekt. Statt der "OK"-Taste kann die Auswahl auch auf die "FN2"-Taste gelegt werden, was ich noch komfortabler finde.

   Die Bedienung hat sich damit deutlich verbessert. Das Finden und Aufschalten auf das Motiv geht wesentlich leichter. Auch das Tracking an sich funktioniert, wie ich finde, sehr viel besser. Die Fische wurden, trotz ihrer recht hohen Geschwindigkeit, viel länger im Fokusfeld gehalten.

   Jedoch, bedingt durch die Größe des Messfeldes, ist diese Funktion für Bilder im Nahbereich bei Offenblende nur bedingt geeignet. Bei den nur wenige Zentimeter großen Fischen wanderte der Fokus bei der Verfolgung über den ganzen Körper hin und her, obwohl ich

zuerst den Kopf anvisiert hatte. Damit war der Kopf auch schnell einmal unscharf.

   Ich muss aber auch deutlich dazusagen, dass mein Sigma 150 mm sicher nicht mehr das schnellste ist und sich ein moderneres Makro an dieser Stelle wohl noch besser geschlagen hätte. Bitte Nikon, lege ein neues Z-Makro zwischen 150 und 200 mm auf!

   Bei ruhigeren Zeitgenossen als den Anemonenfischen waren auch die Ergebnisse konstanter. Hier blieb der Fokus auch öfter auf der anvisierten Stelle, ohne zu wandern.

  Fazit: die Z 6 hat nach wie vor nicht Nikons besten Autofokus für bewegte Motive. Das hat Nikon zwar auch nie behauptet, doch ist mir bis heute unklar, warum hier Nikon mit der Z-Serie überhaupt neue Wege gegangen ist. Doch hat Nikon mit der Version 3.0 der Z-Serie ein Upgrade spendiert, das diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Ich freue mich auf weitere Gelegenheiten, das Tracking auch unter freiem Himmel testen zu können!

   Ein objektives Video zu den Stärken und Schwächen des Updates 3.0 findet man gerade bei Steve Perry. Er hat ebenfalls festgestellt, das es Situationen gibt, in denen der AF nicht greift, obwohl das Motiv recht statisch ist und sich deutlich vom Hintergrund unterscheidet. Ich hatte dies meinem alten Makro bzw. dem extremen Nahbereich zugeschrieben. Manuelles Nachfokussieren hat geholfen. Danach blieb der AF sauber auf dem Motiv. Mit Automatik hat das aber nicht mehr wirklich etwas zu tun.


1 vs. 2 kartenslots


Damit möchte ich den letzten der drei am hitzigsten diskutierten Punkte kurz anreißen: ist es ein K.o.-Kriterium, dass die Z-Serie nur über einen Kartenslot verfügt?

   Gewerbliche Fotografen antworten hier mit einem eindeutigen Ja! Wem die Sicherheit über alles geht, möchte natürlich nicht auf die Backup-Möglichkeit auf einer zweiten Speicherkarte verzichten. Das ist verständlich, zumal Kameras mit nur einem Slot heute doch eher die Ausnahme bilden. 

Ich fotografiere nicht gewerblich. Meine beiden bisherigen Kameras verfügen über zwei Kartenslots und ich nutze diese Möglichkeit nur selten. Datenfehler auf Speicherkarten hatte ich nur ein einziges Mal vor vielen Jahren mit einer billigen SD-Karte. Auf Reisen sichere ich wenn möglich allabendlich auf mein Notebook. Das Risiko eines Datenverlustes halte ich für ähnlich groß, wie einen Defekt an der Kamera oder deren Verlust. Ich bin daher bereit, mit nur einem Slot zu arbeiten, verstehe aber jeden, dem dies zu riskant ist.


iso-performance


Nach den ersten Testbildern wird spätestens am Bildschirm deutlich, dass ISO 12.800 auch bei der Z 6 für den alltäglichen Gebrauch noch eine Nummer zu hoch ist. Bis hoch zu ISO 6.400 jedoch verkraftet sie aber mindestens so gut wie die D500, wenn nicht besser und hat damit meinen Wunsch erfüllt, diesen Wert nun auch im Vollformat nutzen zu können. Dank der 5-Achsen-Stabilisierung kann man dazu noch deutlich längere Belichtungszeiten aus der Hand halten und dadurch den ISO-Wert zusätzlich senken. Die Z 6 ist hier gegenüber der D800 also sicherer Punktsieger.

   Bilder, die mit ISO 12.800 gemacht wurden, sehen auf dem Display immer noch erstaunlich gut aus. Doch am PC wird das Rauschen sehr deutlich. In der Bildbearbeitung lässt es sich zwar reduzieren, doch geht dies schnell sehr zu Lasten der Details. Für die Wiedergabe auf Handy oder Tablet mag die Qualität hernach noch ausreichen, für größere Ausdrucke jedoch nicht mehr.

   Auch die Z 6 vermag somit die Physik nicht neu zu definieren. ISO-Werte ab 12.800 sind und bleiben trotz aller Verlockungen nur zu dokumentarischen Zwecken geeignet. Als Höchstwert bei der ISO-Automatik sollte man deutlich darunter bleiben.

   So wie schon die D500 bringt die Z 6 bei ISO 6.400 aber immer noch eine sehr hohe Bildqualität und vervielfacht so die Möglichkeiten, die ich mit der D800 hatte. Kaum vorstellbar, wenn man an die analogen Zeiten denkt. Da war schließlich schon bei ISO 400 "das Licht aus". 

Nikon Z6 erste Erfahrungen
Nikon Z6, Nikkor 70-200 mm 2.8, 112 mm, F/2.8, 1/125 sec, ISO 6.400 out of cam, durch Panzerglas bei sehr trübem Licht.

kompatibilität mit anderen objektiven


Auch ich war zunächst enttäuscht, dass Nikon mit der Z-Serie ein neues Bajonett auf den Markt bringt. Die jahrzehntelange Treue zum F-Bajonett brachte mich doch schließlich einst von Canon zu Nikon. Doch muss ich bei objektiver Betrachtung zugeben, dass ein solcher Umstieg ab einem bestimmten Zeitpunkt des technischen Fortschritts unumgänglich ist, will man das neue System nicht schon von Beginn an seiner Möglichkeiten berauben.

   Um den Übergang etwas zu erleichtern, bietet Nikon den - leider nicht wirklich günstigen - FTZ-Adapter an. Mit ihm können alle F-Objektive weiterhin genutzt werden.

   Ein Adapter ist sicher nicht jedermanns Sache. Ich hatte zu meinen Canon-Zeiten einmal einen für kurze Zeit, an den ich mich nur mit Grausen erinnere. Doch der FTZ-Adapter ist solide und sitzt fest am Gehäuse. Die Objektive lassen sich leichtgängig anschließen. Selbst schwerere Teleobjektive sitzen fest, ohne jegliches Spiel.

Mein häufig benutztes Tamron 150-600 G2 fokussierte jedoch nicht und brauchte ein Firmware-Update mittels Tap-in-Konsole. Dies war allerdings nur eine Sache von Minuten. Und im Gegensatz zur D500 fokussiert die Z 6 mit diesem Objektiv auf allen Messpunkten! Auch wenn ich bei 600 mm gerne das volle Gegengewicht einer DSLR mit Batteriegriff am Ende habe, begeistert mich das Zusammenspiel der Z 6 mit dem Tele immer mehr.

   Mein Tamron 15-30 G1 fokussierte zwar, doch die Geräusche dabei klangen nicht gut und es dauerte zu lange. Jetzt war es für ein Update bei Tamron. Innerhalb weniger Tage war es zurück und funktioniert einwandfrei.

   Etwas unerwartet traf mich der Aussetzer meines Makros, dem Sigma 150 mm 2.8 DG OS. Es sei laut Sigma kompatibel, sofern es nicht älter als 2013 sei, was es offensichtlich ist. Auch das war für ein kostenloses Update kurz beim Service.


die Z 6 und lightroom


Bei der Bearbeitung von Bildern aus der Z 6 in Lightroom wird eine Arbeitsweise erkennbar, die ich von Bildern aus anderen Kameras bislang so nicht kenne.

   Es wird von vornherein ein "integriertes Objektivprofil" verwendet, auch ohne die Profilkorrektur aktiviert zu haben. Abhängig von den verschiedenen Aufnahmewerten sind auch bereits die Entfernung der chromatischen Aberrationen und ungewöhnlich hohe Werte bei Schärfe und Luminanz aktiviert. Spätestens bei der automatischen Korrektur werden die Schärfe zwar nur auf 20, der Radius aber auf Werte um 2,0 gesetzt. Die Luminanz wird abhängig von der ISO auf Werte um die 30-50 Punkte (!) geschraubt.

   Sehr oft nehme ich bei der Bearbeitung diese Werte wo möglich wieder deutlich zurück. Ich habe ein anderes Bildempfinden und akzeptiere zum Beispiel lieber etwas mehr Bildrauschen, anstatt zu viel an Detail zu verlieren. 

   Bereits in den RAW-Daten, spätestens in LR werden also Schwächen der Kamera, wie Vignettierung oder CAs herausgerechnet. Dies ist sicher kein neuer Softwareskandal sondern seit der ersten digitalen Kamera so üblich. Die Frage mag sich allerdings stellen, wie viel Bildqualität die nicht gerade günstige Ausrüstung selbst bringt und wie viel erst im Nachgang über die Software erreicht wird.

Mit diesem Prinzip kann ich jedoch gut leben, denn 95 % meiner Bilder gehen durch Lightroom. Hier stört mich dann aber doch, dass die Bilder ohne mein Dazutun einer teils drastischen "Schönung" unterworfen werden, die nicht in allen Bereichen direkt erkennbar und damit umkehrbar ist. Einer App für Handyfotos würde ich so etwas zugestehen, Lightroom jedoch nicht! Von Bildern aus DSLRs kenne ich das so nicht.

  Aufnahmen mit der Z 6, die im Zoo unter Kunstlicht entstanden sind, erschienen teilweise übersättigt und gelblastig. Das kannte ich auch schon von anderen Kameras. Doch das Gegensteuern fiel mir hier deutlich schwerer. Dann sah ich, dass Lightroom als Profil "Kamera neutral V2" verwendet hat. Hier hat der Wechsel auf eines der Adobe-Profile eine natürlichere Farbwiedergabe erbracht.

   Im frisch zurückliegenden Sommerurlaub habe ich fast nur mit der Z 6 fotografiert. Bei der Bildbearbeitung bin ich wieder über das Profil "Kamera neutral V2" gestolpert. Ich habe verschiedene Bilder sowohl in diesem wie in den Adobe-Profilen bearbeitet und festgestellt, dass ich bei vielen Landschaftsaufnahmen letztendlich unter "Kamera neutral" mit einigen wenigen Korrekturen die besseren Ergebnisse erzielen kann. Die Abstufungen bei der Farbwiedergabe und dem Kontrast sind feiner. 


z-objektive


Das 24-70 1:2.8G ist das einzige Objektiv, das mich bislang in diesem Brennweitenbereich überzeugen konnte. Doch es ist verhältnismäßig teuer, mir mit der übertrieben großen Gegenlichtblende nur bedingt sympathisch und überhaupt ein "Brocken". Das Z 24-70 1:4 S kommt nahezu um die Hälfte kleiner, leichter und günstiger daher. Und dies bei einer Bildqualität, die nichts vermissen lässt, wenn man nicht auf die hohe Offenblende angewiesen ist.

  Die Z-Objektive, die ich bislang in die Hand nehmen konnte, machen einen soliden, wertigen Eindruck, haben ein erfreulich reduziertes Design und sind angenehm in der Handhabung. Die Kritik, sie seien aus "billigem Plastik" kann ich keinesfalls bestätigen. 

 Etwas gewöhnungsbedürftig bleibt jedoch, dass 14-30 und das 24-70 für den Transport eingefahren werden können. Nach dem letzten Urlaub hätte ich die Meldung im Sucher fast mitsingen können, die auffordert, vor der Benutzung das Objektiv doch bitte auszufahren. Aber auch an diesen zusätzlichen Handgriff gewöhnt man sich nach einer Weile.

   Im Vergleich zu den F-Objektiven hat die Z-Reihe meiner Ansicht nach die Nase vorn. Im Bereich 24-70 neige ich ganz deutlich zum Z 1:4 S. Das 1:2,8 G liegt preislich höher, ist qualitativ aber nicht wirklich besser. Wer das aktuell beste Objektiv in dieser Brennweite haben möchte, kann zum Z 24-70 mm 1:2,8 S greifen.

   Im Vergleich des Z 14-30 1:4 S mit dem bewährten 14-24 1:2.8 G, gehen die Meinungen auseinander. Ich empfinde es jedoch schon als

eine enorme Leistung des kleinen Z 14-30 S, überhaupt im gleichen Atemzug mit seinem sagenhaften Vorgänger genannt zu werden.

   Tatsächlich überrascht mich die optische Leistung des Z 14-30 sehr, vor allem die hohe Randschärfe begeistert mich. Auch diese Linse ist um knapp die Hälfte kleiner und leichter, und ebenfalls günstiger. So entscheide ich mich hier klar gegen die größere Offenblende, und für das geringere Gewicht und die Möglichkeit, Schraubfilter nutzen zu können.

   Beide Brennweiten "für den Fall des Falles" mitnehmen zu können, ohne dass sie das zulässige Gewicht für das Handgepäck sprengen und ohne dafür Abstriche bei der Bildqualität hinnehmen zu müssen, erweitert meine fotografischen Möglichkeiten und macht mir, wie im letzten Urlaub, einfach nur Freude.

   Mittlerweile liegt auch das Z 24-200 1:4-6.3 vor. Ich bin bislang kein Freund von "Superzooms". Doch dieser nur 570 g "schwere" Vertreter ist nur 3 cm länger als das 24-70 1:4 und besitzt eine Bildqualität, die meiner Ansicht nach deutlich über der anderer Zoom-Objektive in diesem Brennweitenbereich liegt. Dieses Objektiv an einer Z 6 stellt eine tolle Alternative dar, wenn leichtes Gepäck gefragt ist.

   Überhaupt liegen alle bislang erhältlichen Z-Objektive an der Spitze der aktuellen Benchmarks. Damit stellen sie die eigentliche Stärke der Z-Serie da. Dies wird in meinen Augen vernachlässigt, wenn man über Sinn und Unsinn der Z-Kameras spricht. Erst in Verbindung mit den Z-Objektiven zeigt sich das volle Potential Nikons neuer Linie.


schlußgedanken


 Vorweg gesagt: Nikon hat bei der Z-Serie mit dem einen Kartenslot, dem veränderten Tracking im Autofokus und dem Batteriegriff ohne Bedienelemente "abgespeckt". Sei es aus Gründen des Designs oder aufgrund von Zeitdruck bei der Entwicklung, die Antwort ist Nikon schuldig geblieben. Damit ist sie nicht die spiegellose Allzweckwaffe geworden, wie es viele erwartet haben. 

  Nikon hat damit Ausstattungsmerkmale der Kameras gestrichen, die für uns heute fast selbstverständlicher Stand der Technik geworden sind. Gerade so, als ließe man beim Auto plötzlich die elektrischen Fensterheber oder die beheizbare Heckscheibe weg. Ja, es geht ohne, aber muss es das? Angesichts der massiven Kritik, die seitdem damit einhergeht, hat sich Nikon damit ganz sicher keinen Gefallen getan.

   Für einige ist jeder dieser Punkte für sich schon ein Killerkriterium. Wer jedoch mit diesen Punkten leben kann, sollte sich von der Kritik daran nicht abhalten lassen, zu erkennen, welche Vorzüge die Z-Serie darüber hinaus zu bieten hat. 

  Mit einer AF-Abdeckung des Bildfeldes von nahezu 100% und dazu eine absolut vertretbare Bildqualität bis ISO 8.000 hat die Z 6 meine allersehnlichsten Wünsche erfüllt. Dank der "In-Body-Stabilisierung" können auch noch längere Belichtungszeiten als bisher aus der freien Hand erzielt werden.

   Verglichen mit meiner D800 hat die Z 6 ihre Existenzberechtigung allein schon dadurch. Dazu kommen die sehr gute Bildwiedergabe im Sucher auch bei schlechtem Licht, das Klappdisplay und die höhere Lichtausbeute. Damit ermöglicht sie Bilder, wo ich die D800 längst weggepackt hätte und eröffnet so neue kreative Möglichkeiten.

Die Z 6 ist kompakt, liegt aber trotzdem sehr gut in der Hand. Das Sucherbild ist großartig und hilft bei der Bildgestaltung wie bei der Beurteilung. Sie ist hervorragend verarbeitet und bestens geschützt vor Staub und Feuchtigkeit.

   Die Z-Serie hat meiner Ansicht nach obendrein von allen aktuellen Nikon-Kameras noch die ausgefeilteste Handhabung. Tasten, Menü und Touchdisplay ergänzen sich ideal, das Menü kann im Sucher eingesehen werden. Damit ist sie selbst bei Dunkelheit spielend leicht zu bedienen.

   Ohne es genau benennen zu können, regt mich die Konstruktion der Z 6 zu einem veränderten Umgang mit dem Motiv an, der mich an analoge Zeiten erinnert. Sie "entschleunigt" beim Fotografieren, was mir ganz großen Spaß macht. 

   Die Z 6 sehe ich noch immer nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung meiner Ausrüstung. Die D500 werde ich wegen ihres "sportlicheren" Autofokussystems und des "Brennweitenvorteils" behalten.

   Meine D800 wollte ich wegen ihrer höheren Auflösung vor allem weiterhin für Weitwinkelaufnahmen nutzen. Doch nach dem ersten Jahr mit der Z 6 muss ich feststellen, dass die D800 immer öfter im Schrank bleibt. Deutlich schneller, als ich damit gerechnet hätte. Heute habe ich die D800 oft nur noch als Zweitbody dabei, um mir die Objektivwechsel zu sparen.

   Würde ich heute in die Fotografie neu einsteigen, meine Kamera wäre sicher spiegellos. Daran ändert auch die D780 nichts, es sei denn, ich besäße bereits eine eindrucksvolle Sammlung alter Nikon Objektive und wollte partout nicht mit dem FTZ-Adapter arbeiten.


Dafür:

 

+ Klein und leicht, liegt sehr gut in der Hand.

+ Mit 24,5 MP eine ausreichende, Speicherplatz sparende Auflösung.

+ Solide Verarbeitung, hoher Schutz vor Staub und Feuchtigkeit.

+ Klappdisplay.

++ Bei Bedarf lautlose Auslösung.

++ Hohe Randschärfe in Verbindung mit Z-Objektiven.

++ Info-Anzeige frei konfigurierbar.

++ Sehr ansprechende Ergonomie.

++ Gut funktionierender Augen-Autofokus.

++ Umfassende, sehr dezente Informationsanzeige im Sucher

+++ In-Body-Stabilisierung.

+++ Neues Bajonett. Geht einher mit neuen, qualitativ extrem

        hochwertigen Objektiven.

+++ Sehr schnelles und einfaches Arbeiten über die Info-Anzeige 

        dank voll funktionsfähigem Touchdisplay.

+++ Vergleichsweise sehr gutes Rauschverhalten bei hoher ISO.

+++ Extrem hohe AF-Abdeckung des Bildfeldes.

+++ Klares, helles Sucherbild.

+++ Hohe Lichtausbeute des Sensors.

+++ Die beste mir bekannte Fähigkeit zum Fokussieren statischer

       Motive bei "Dunkelheit", automatisch wie manuell.

Dagegen:

 

- Nur 1 Kartenslot (für manche auch "------").

- Vorderes Einstellrad nicht mehr so griffig.

- geringere Fokusgeschwindigkeit, ähnlich der D800.

- Klappdisplay nicht seitlich schwenkbar.

- Über den Monitor kann der Fokuspunkt nur mit der Wippe aber 

  nicht mit dem Fingern bewegt werden (bei Kombination von 

  Fokussieren + Auslösen).

- Keine FN2-Taste zur direkten Anwahl von "mein Menü".

- Auch mit Firmware 3.0 noch Schwächen beim Tracking mit AF-C,

  zumindest eine ungewohnte Bedienweise.

-- Spürbare Anlaufzeit vom Einschalten der Kamera bis zum ersten

   (Sucher-) Bild.

-- Die Horizontanzeige im Sucher ist durch eine, mir zu dominante

   Wasserwaage ersetzt worden.

-- Neues Bajonett. Für alte Objektive Adapter erforderlich.

-- Teilweise starke Vignettierung in den unbearbeiteten RAWs.

-- Kein Batteriegriff mit eigenen Bedienelementen.

--- Die Akkulaufzeit liegt ganz deutlich unter der der D500 (~50%).

--- Der Sensor liegt frei und ist anfällig gegen Staub. Sorgfalt beim

     Objektivwechsel ist ratsam.


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Kommentare: 1
  • #1

    Bernhard (Donnerstag, 21 November 2019 10:26)

    Hallo, das "Problem" mit dem Aufrufen von "Mein Menü" habe ich ganz einfach gelöst, indem ich die nicht benötigte Video-Start-Taste mit dieser Funktion belegt habe. Beste Grüße, Bernhard

ingos fotos, Gorilla Viatu, Silberrücken, Zoo Frankfurt, Nikon Z6 erste Erfahrungen

Hinweis: Ich fotografiere zu rein privaten Zwecken und schildere hier ausschließlich meine persönlichen Eindrücke. Ich erhalte keinerlei materielle oder finanzielle Zuwendung von Nikon oder anderen hier erwähnten Herstellern.