tamron 35-150 mm f/2.8-4



Das Tamron 35-150 mm f/2.8-4 ist, wie seine kleine Schwester, das 17-35 f/2.8-4 mm, leider nur noch gebraucht erhältlich. Schade, denn für mich war dieses Objektiv die Lösung zu gleich zwei Problemen, weshalb ich diesen Bericht noch nicht zu den Akten legen möchte. 

   Bei Tele- und Weitwinkelobjektiven war es mir recht leichtgefallen, eine Wahl zu treffen. Der Weg zu einem befriedigenden Ergebnis bei den "Standardbrennweiten" war dagegen lang und dornig.

    Tatsächlich habe ich nirgendwo sonst soviel Lehrgeld verbrannt, wie bei den Objektiven im Bereich um 24-70 mm. Letztlich hatte ich mich, unter hörbarem Protest meines Sparschweins, zum Nikkor 24-70 mm 2.8 G hochgearbeitet. Trotz dessen hoher Verarbeitungs- und Bildqualität, war ich auch mit diesem Objektiv nie wirklich glücklich.

   Kam ich mit den 24 mm nach unten gut aus, waren mir die 70 mm oft zu kurz. Und damit bei Bedarf unauffällig fotografieren zu können, war bei der Größe auch kaum möglich. Trotz seiner unbestreitbar hohen Bildqualität, war mir das 24-70 am Ende einfach zu groß und die überdimensionale Gegenlichtblende irgendwie immer im Weg.

   Alternativen, wie Nikons 24-120 oder gar ein "Superzoom", wie sie heute in Bereichen zwischen 18 bis 400 mm zahlreich vertreten sind, konnten mich bislang ebenfalls nicht wirklich überzeugen.

Will man beim Packen der Ausrüstung für eine Reise die Größen- und Gewichtsvorgaben einhalten, wird ein weiteres Problem deutlich: wie deckt man einen möglichst großen Brennweitenbereich mit möglichst wenigen Objektiven ab?

     Für die Nutzer von Nikon-DSLRs mit F-Bajonett ist Nikons "heilige Dreifaltigkeit" unangefochten das Maß der Dinge. "Heilig" steht dabei sicher zum einem Teil für den Preis, denn sie will bezahlt sein. Und sie beginnt zwar bei 14 mm, endet aber schon bei 200 mm, wenn man sie nicht mit dem Nikkor 200-500 um ein viertes "unheiliges" Objektiv erweitern möchte.

  Seit dem Erscheinen der 150-600 Telezooms ist diese Brennweite für mich nicht mehr wegzudenken. Damit entstand jedoch eine Lücke zwischen 70 und 150 mm, die ich oft zu spüren bekam. Deswegen aber noch das 70-200 mm mitnehmen? Nein, das bedeutete leider schlicht zu viele Kilos und eindeutig zu häufige Objektivwechsel.

   Tamron bietet mit dem 15-30 mm f/2.8 oder dem 17-35 mm f/2.8-4, dem 35-150 und dem 150-600 mm die Möglichkeit, mit 3 Objektiven einen Brennweitenbereich von 15 bis 600 mm abzudecken. Für mich ist das der beste Kompromiss aus Brennweite, Gewicht, Qualität und Preis unter den F-Objektiven.


bauliches


Rein äußerlich gleicht das 35-150 mm der "SP"-Reihe von Tamron. Das Gehäuse besteht allerdings "nur" aus Hartplastik. Die Haptik ist recht gut vergleichbar mit dem Nikkor Z 24-70 1:4 S. Wie dieses ist auch das Tamron gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet.

   Bezogen auf Größe und Gewicht unterscheidet es sich vom Nikkor 24-70 mm G nur unwesentlich. Das Tamron ist 120 Gramm leichter, aber etwas voluminöser. Der Filterdurchmesser beider Objektive beträgt 77 mm. Dafür besitzt es nicht die absolut monströse und "klapprige" Gegenlichtblende des 24-70 G. Bezogen auf das Packmaß ist das Tamron am Ende leicht im Vorteil. Und es liegt gefühlt besser in der Hand.

Ich mache mir keine Illusionen über die Stabilität des Tamrons im Vergleich zum aus Metall gefertigten Nikkor. Fallen lassen möchte ich es nicht. Doch für das, was ich für eine Reparatur meines leider doch nicht völlig unzerstörbaren 24-70 G, nach einen Sturz aus nur 20 cm Höhe bezahlt habe, hätte ich mir fast ein 35-150 kaufen können.

  Bezüglich des Materials und der Verarbeitung ist das Nikkor ganz ohne jeden Zweifel wertiger. Das ist bei einem fast doppelt so hohen Neupreis aber auch zu erwarten.

   Mag das Tamron vielleicht nicht für Expeditionen in die extremsten Gebiete der Welt geeignet sein, für den "Hausgebrauch" reicht es bei weitem.


bedienung


Der Zoomring läuft ganz ähnlich zu dem des Nikkor. Ein Lockschalter verhindert das Ausziehen des Objektivs, etwa beim Herausnehmen aus der Tasche.

   Der Fokus des Tamrons läuft zügig und treffsicher. Hier ist das Nikkor zwar schneller, das Tamron ist aber immer noch ausreichend schnell, um keine Spaßbremse zu sein.

   Etwas klein geraten ist der Ring für das manuelle Fokussieren am Tamron. Der kann auch nur bei ausgeschaltetem AF benutzt werden,

da man ansonsten immer gegen den Motor arbeitet. Das ist vielleicht der größte Pferdefuß an diesem Objektiv.

   Die Gegenlichtblende des Tamrons ist leicht aufzusetzen und rastet sauber ein. Sie kommt ohne die Größe und die anfällige Mechanik aus, mit der die mächtige Geli des Nikkors ausgestattet ist.

   Ein Vorteil des Tamrons ist, dass es mit einem leistungsfähigen VR ausgestattet ist. Dieser lässt Belichtungszeiten von um die 1/20 sek. problemlos zu.


brennweite


Bemängelt wird, dass die Brennweite des Tamrons mit 35 mm nach unten zu stark eingeschränkt sei. Das mag sein. Genauso wie bei einem 24-70 mm Objektiv Luft nach oben ist. Mit 150 mm ist der Telebereich des Tamrons mehr als doppelt so hoch, wie der des Nikkor 24-70. Dafür fokussiert das Tamron im Extremfall auch nicht ganz so schnell wie das Nikkor.

   Die nach unten fehlende Brennweite lässt sich leicht durch die heute gängigen Weitwinkelobjektive mit 15-30 oder 17-35 mm abdecken. Und ganz ohne ein echtes Weitwinkel ging es ja beim 24-70, so zumindest bei mir, auch nicht.

   Nachdem ich das Objektiv jetzt einige Zeit intensiver im Einsatz hatte, stelle ich fest, dass es sich gegenüber einem 24-70 tatsächlich

deutlich vielseitiger einsetzen lässt und für viele meiner Motive bereits vollkommen ausreicht. Meine Hoffnung, gerade auf Reisen mit weniger Objektiven bzw. Objektivwechseln auszukommen, scheint also aufzugehen.

   Dazu hat das Tamron eine Naheinstellgrenze von 45 cm über den gesamten Brennweitenbereich. Mein Sigma 150 mm Makro kommt auch "nur" auf 38 cm. Und es ist 2 cm länger und knapp 300 Gramm schwerer. Spätestens an einer APS-C Kamera kann man da schon mal auf ein zusätzliches Makro-Objektiv im Rucksack verzichten.

   Dies ist ein weiterer Punkt, der das 35-150 mm für mich so attraktiv macht, spätestens, sobald man sich einmal bei Menge und Gewicht der Ausrüstung einmal nicht austoben kann oder möchte.


tamron 35-150 Erfahrungen
Nikon D500 + Tamron 35-150 2.8-4.0. 78 mm, 1/800 Sek., f/4.0, ISO 125

bildqualität


Nach einer ganzen Reihe von Testbildern bin ich von der Bildqualität des 35-150 mm durchaus angetan.

   In jedem Fall kommt das Tamron ohne die qualitativen Einbußen der bisherigen "Superzooms" (z.B. 18-200 mm) aus. Unter diesen "Schweizer Taschenmessern" unter den Objektiven habe ich bislang, völlig unabhängig davon, ob sie von Tamron, Sigma oder Nikon kommen, keines mit einer auch nur annähernd zufriedenstellenden Abbildungsleistung finden können. Tatsächlich ist das Tamron qualitativ besser, als viele der 24-70 mm Objektive, die ich in den letzten Jahren besessen oder getestet habe.

   Leichte CA's sind vorhanden und sichtbar, doch nicht störend und in Lightroom problemlos und vollständig entfernbar.

  Die Schärfe im Zentrum ist einwandfrei, selbst an den 35 MP einer D800. Den Schärfeverlauf im APS-C- wie im Vollformat empfinde ich als angenehm weich. Die Randschärfe überrascht mich über die gesamte Brennweite hinweg positiv, zumal diese häufig als einer der Schwachpunkte dieses Objektivs beschrieben wurde.

Natürlich bildet das Tamron nicht komplett randscharf ab, aber es zeigt sich ein ruhiger Schärfeverlauf ohne störende Fragmente in den Bildecken.

  Das Bokeh ist ebenfalls überraschend weich und unauffällig und frei von jeglichen "Katzenaugen".

   Auch "Lens Flares" habe ich bislang nur bei wenigen Aufnahmen feststellen können. Sie waren stets recht unauffällig, obwohl ich das Objektiv teilweise bei extremer Sonneneinstrahlung im Einsatz hatte.

   Wo Licht ist, ist auch Schatten: vor allem am Vollformat vignetiert das Objektiv im oberen Drittel des Brennweitenbereichs relativ stark. Auch das lässt sich in Lightroom problemlos korrigieren, allerdings ist diese Korrektur bei einigen Bildern in meinen Augen auch wirklich notwendig.

   Doch, um es noch einmal zu betonen: ich habe keine Schwächen finden können, die nicht schon mit der einfachsten Bildbearbeitung zu korrigieren wären.


"Lens flares". Nikon D800, Tamron 35-150, 90 mm, f/3.5, 1/6400 Sek. ISO 160
"Lens flares". Nikon D800, Tamron 35-150, 90 mm, f/3.5, 1/6400 Sek. ISO 160
"Vignetierung". Nikon D800 + Tamron 35-150, 150 mm. f/5.6, 1/1000 Sek, ISO 160
"Vignetierung". Nikon D800 + Tamron 35-150, 150 mm. f/5.6, 1/1000 Sek, ISO 160
"Bokeh" Nikon D500 + Tamron 35+150; 130 mm, 1/800 Sek., f/10, ISO 360
"Bokeh" Nikon D500 + Tamron 35+150; 130 mm, 1/800 Sek., f/10, ISO 360

tamron 35-150 Erfahrungen
Nikon D800 + Tamron 35-150 mm, 105 mm, f/4,5, 1/200 Sek., ISO 200

fazit


Das Tamron 35-150 mm zeichnet sich durch ein grundsolides Preis-Leistungsverhältnis aus.

  Sein ungewöhnlicher Brennweitenbereich hat eine Lücke in meiner Ausrüstung geschlossen. Das Objektiv ist damit für mich vielseitiger und häufiger einsetzbar. Dazu kommt es ohne die teils deutlichen Schwächen in der Bildqualität daher, wie sie manche Objektive mit ähnlich großem Brennweitenbereich aufweisen.

Den Nachfolger, das 35-150 mm F2-2.8, gibt es momentan allein für spiegellose Sonys, leider nicht für das Z-Bajonett. Ein interessantes Objektiv, aber preislich mit ca. 1.700 EUR eine ganz andere Liga.

   Die zwei ersten Z-Objektive von Tamron sind mittlerweile auf dem Markt, wenn auch unter Nikons Namen. Ein 17-28 und ein 28-75 mm f//2.8 sollen bald um ein drittes Objektiv, ein 70-180 mm, erweitert werden. Ob da noch ein 35-150 mm kommt, bleibt abzuwarten.


Dafür:

 

+ unauffällige CA's, sauberes Bokeh.

+ ansprechender Schärfeverlauf

+ Gute Bildqualität, die sich sicher nur den besten Objektiven in

   diesem Brennweitenbereich beugen muss.

+ ansprechende Ergonomie.

++ Solide Verarbeitung, Schutz vor Staub und Feuchtigkeit.

+++ Vielseitiger Brennweitenbereich.

+++ hohe Lichtstärke gemessen am großen Zoom-Bereich.

+++ Meiner Ansicht nach das beste Preis-Leistungsverhältnis in 

        diesem Brennweitenbereich.

Dagegen:

 

- relativ groß und schwer

- Bildqualität nicht "High End".

-- relativ starke Vignettierung.

--- Der Fokusring arbeitet im Autofokus immer gegen den Motor.


tamron 35-150 Erfahrungen
"Actiontauglich" Nikon D500 + Tamron 35-150, 150 mm, f/ 5.6, 1/2000 Sek., ISO 400

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Kommentare: 1
  • #1

    Thorstein (Samstag, 01 Januar 2022 22:44)

    Hallo Ingo,
    nach einiger Suche nach was längerem hab ich mir, unter anderem auch dank Deines Berichts(!), zu Weihnachten das 35-150er Tamron gegönnt. Macht wirklich einen sehr positiven Eindruck. Der Tamron-Seite nach zu urteilen, scheint aber leider bereits das Stündchen für diese und die kleine Schwesterlinse, das 17-35er f2.8-4 geschlagen zu haben. Beide zusammen ergeben eine super Kombo. Die 17-35er Linse habe ich nur noch über einen österreichischen Händler bekommen - Doppelbescherung :) Wahrscheinlich werden die DSLR-Linien der Hersteller allgemein sukzessive auslaufen.

    Ansonsten schöne Seite und Fotos :)

    Viele Grüße,
    Thorstein


Hinweis: Ich fotografiere zu rein privaten Zwecken und schildere hier ausschließlich meine persönlichen Eindrücke. Ich erhalte keinerlei materielle oder finanzielle Zuwendung von Tamron oder anderen hier erwähnten Herstellern.