Tele-Zoomobjektive im Bereich von 150-600 mm sind bereits seit dem Jahr 2015 auf dem Markt. Damals hat sich für mich ein echter Herzenswunsch erfüllt, weil die Endbrennweite der damals gängigen Zooms mit 300 mm für die Tierfotografie schlicht nicht ausgereicht hat.
Die wenigen existierenden, bei 400 oder 500 mm endenden Tele-Zooms fielen damals bezüglich der Bildqualität gerade am hinteren Ende schlichtweg durch. Das änderte sich jedoch mit der Einführung der 150-600 mm Objektive durch Tamron und Sigma schlagartig.
Diese neue Objektivklasse bot nicht nur einen deutlich erweiterten Brennweitenbereich, sie wartete zusätzlich mit überraschend guten Bildergebnissen auf, auch bzw. vor allem am hinteren Ende. Dazu waren sie vergleichsweise erfreulich klein und leicht und bereits kurz nach ihrer Einführung relativ günstig zu erwerben.
Bald folgte das Nikon 200-500, welches, meiner Meinung nach, eine ebenfalls respektable Leistung zeigte, Preis-Leistungsmäßig aber nie wirklich mithalten konnte.
Ich erwarb mein Tamron 150-600 mm G1 kurz bevor die "C"-Version von Sigma erschien, was ich aber nie bereut habe. Direkt bei ihrem Erscheinen rüstete ich auf die G2-Version auf, da diese Brennweite aus meiner Ausrüstung schon nicht mehr wegzudenken war.
Bald schon wurde das 150-600 mm nahezu mein "Immer-Drauf", zumindest aber mein "Immer-Dabei-Objektiv", sobald es um Natur- bzw. Zoofotografie ging.
Mittlerweile ist dieses Objektiv deutlich in die Jahre gekommen. Die wenigen Nachfolger sind jedoch sämtlich für spiegellose Systeme entwickelt worden. Deshalb hat das 150-600 mm auch heute nichts von seinem Wert für Fotografen mit Spiegelreflexkameras verloren.
Das Tamron 150-600 mm G2 war mein erstes Objektiv mit einer Arca-Swiss kompatiblen Aufnahme am Stativfuß. Das empfinde ich noch heute als ein großes Plus und wundere mich noch immer, warum bislang so wenige Hersteller den selben Weg gegangen sind.
Das G2 ist laut Hersteller gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet. Das ist gut so und kann von mir nur bestätigt werden. Staub, Sand und Regen hat es bei mir oft abbekommen, ohne dass es bislang sicht- oder spürbare Folgen gehabt hätte. Allerdings verzichte ich in solchen Situationen auch so weit es geht auf Objektivwechsel.
Die Verarbeitung ist hochwertig. Nennenswerte Abnutzungen kann ich bis heute nicht feststellen. Einzig: die Mattierung am vorderen Ende des Tubus ist relativ kratzempfindlich, Gebrauchsspuren sind hier über die Zeit unvermeidbar.
Gemessen an Größe und Gewicht ist das 150-600 mm sicher kein Reiseobjektiv mehr. Doch passt es gut in viele der handelsüblichen
Fotorucksäcke. Tragen lässt es so sich über eine längere Zeit hinweg, dank des griffigen Stativfußes auch mit bloßer Hand.
Bei einem Gewicht von 2 kg lassen sich bei guten Lichtbedingungen durchaus noch Bilder aus freier Hand schießen. Allerdings ist hier eine Dimension erreicht, bei der das Auflegen bzw. die Nutzung eines Stativs schnell Vorteile bringt!
Die Naheinstellgrenze des G2 wurde von 2,70 m auf 2,20 m verkürzt. Das macht es noch vielseitiger einsetzbar.
Ein Kritikpunkt bleibt: das Anbringen der Sonnenblende ist relativ "fummelig". Vor allem wenn man sie umgekehrt aufsetzen möchte, um das Objektiv wegzupacken, muss man sie exakt am richtigen Punkt im richtigen Winkel aufsetzen, sonst rastet sie nicht ein.
Einziger Wermutstropfen: nach 4 Jahren des Gebrauchs hat mein Fokus-Motor aufgegeben. Dank der 5-Jahresgarantie wurde er aber kostenlos getauscht.
Über einen Schalter lässt sich der Zoom beim G2 fixieren, um einen sicheren Transport zu gewährleisten. Die Brennweite lässt sich durch das Vorschieben des Zommringes bei Bedarf an jeder beliebigen Position fixieren. Nett zu haben, aber nicht unbedingt notwendig, da sich die Brennweite selbst beim Tragen nicht selbsttätig verändert.
Der Zoomring läuft weich, mit einem angenehmen Widerstand. Von 150 bis 600 mm braucht es nicht ganz eine halbe Umdrehung. Das ist eben noch ohne Nachzufassen zu schaffen.
Der Autofokus arbeitet zügig und sauber, die Schärfe sitzt auf den Punkt, und der VR des G2 ermöglicht Bilder um die 1/60 Sekunde bei voll ausgezogener Brennweite.
Allerdings entstehen, überwiegend an der D500, immer wieder Bilder, bei denen der Fokus nicht 100%ig sitzt. Ich glaubte schon an einen Frontfokus, doch dann folgen direkt wieder Bildstrecken, bei denen es an der Schärfe rein gar nichts auszusetzen gibt. Die Ursache habe ich nie wirklich herausfinden können. Ich behelfe mir damit, dass ich lieber kürzere Serien schieße, zwischen denen ich immer neu fokussiere.
An einer Nikon D500 ist die Anzahl der nutzbaren Fokusfelder leider auf die echten Kreuzsensoren begrenzt. Das schränkt die Auswahl beim Fokussieren im Einzelfeldmodus ziemlich ein, weshalb es, vor allem bei dunklen Motiven hin und wieder hakeln kann.
An der Nikon Z 6 ist das Fokussieren hingegen über das komplette Messfeld möglich! Auch das Fokussieren bei relativ dunklen Motiven funktioniert einwandfrei. Dadurch kommt diese Kombination immer häufiger zum Einsatz, sobald ich den schnelleren Autofokus oder den "Brennweitenvorteil" einer D500 nicht benötige.
Generell finde ich an der Kombination Z 6 und 150-600 mm mit FTZ-Adapter überhaupt nichts auszusetzen! Im Gegenteil, gerade auf meiner letzten Fotosafari habe ich die Vorzüge zu schätzen gelernt, die diese Kombination mit sich bringt.
Was mir mit steigendem Gebrauch noch aufgefallen ist: bei einer von ca. dreißig Aufnahmen versprang der Fokus beim Auslösen völlig. Seit dem letzten Firmware-Update über das USB-Dock tritt dieses Phänomen allerdings nicht mehr auf. Dieses Update stellt gleichzeitig die volle Kompatibilität zur Nikon Z 6 her.
Das Tamron 150-600 mm mit dem Nikon 600 mm 4.0 zu vergleichen, ist problematisch. Wer das im Hinblick auf die Bildqualität und die Fokusgeschwindigkeit tut, ist schnell fertig. Die Festbrennweite liegt uneinholbar vorne. Dabei vergleicht man aber Äpfel mit Birnen, denn es bleiben der enorme Größen-, Gewichts- und Preisvorteil, sowie die Flexibilität bei der Brennweite des Tamrons außen vor.
Mit dem Nikon 200-500 mm 5.6 ist es dagegen absolut vergleichbar. Im wahrsten Sinne, denn alle Vergleiche die ich gelesen habe sind sich darin einig, dass sich keines der beiden Objektive vom anderen wirklich absetzen kann. Das Tamron ist aber günstiger und hat den höheren Brennweitenbereich.
Das Tamron liefert sehr gute Ergebnisse, nicht nur die Schärfe und die Detailwiedergabe betreffend. Der Schärfeverlauf ist angenehm weich, die Vignettierung bleibt im absolut beherrschbaren Rahmen und das Bokeh ist frei von unschönen Störungen.
Gerade im entscheidenden hinteren Bereich der Brennweite, also zwischen 500-600 mm, zeigt das Tamron seine Stärke. Im Zentrum sind die Aufnahmen knackscharf, bei sehr guter Detailwiedergabe. Der Randabfall hält sich in völlig annehmbaren Grenzen.
Bei 600 mm Brennweite läuft man schnell in Gefahr, dass das Bild verwackelt. Hier unterstützt der eingebaute VR nach Kräften. Sobald die Lichtverhältnisse noch eine geeignete Belichtungszeit zulassen, erreicht man mit diesem Objektiv eine erfreulich hohe Trefferquote, gerade verglichen mit Zoom-Objektiven früherer Jahre.
Viele der auf dieser Homepage zu sehenden Aufnahmen, vor allem unter meinen Zoofotos und den Fotosafaris, sind mit diesem Objektiv entstanden und sollten für sich sprechen können. Viele davon hätte ich ohne die enorme Flexibilität, die ein Objektiv mit einem solchen Brennweitenbereich und relativ geringem Gewicht bietet, niemals mit nach Hause nehmen können.
Aus einer Laune heraus testeten ein Freund und ich, ob das Tamron denn mit dem bereits vorhandenen, alten Sigma Telekonverter APO 1.4x EX DG funktionieren würde. Und siehe da, das tut es!
Zwar muss der Autofokus ziemlich arbeiten und braucht ein sehr kontrastreiches Motiv, um zu greifen, für die seltenen Gelegenheiten, in denen ich diese Kombination überhaupt nutzen konnte, war dieser Schleichweg auf eine Brennweite von 840 mm absolut ausreichend. Und da der Sigma-Konverter nur noch gebraucht zu bekommen ist, sehr günstig obendrein!
Zuletzt habe ich für das G2 den 2-fach Konverter von Tamron günstig erjagen können. Der kam für eine Safari gerade recht. Einmal war ich mehr als dankbar dafür, ihn dabei zu haben (siehe "Nashorn" unten).
Ich musste von Hand fokussieren, da der Autofokus bei Blende 11 nicht mehr wollte. Auch darunter war das Motiv auf die Entfernung hin einfach zu kontrastarm? Dennoch freut mich das nachstehende Ergebnis, da wir an das Motiv einfach nicht näher herankommen konnten. Und dabei fällt auf: die Bildqualität mit Konverter ist immer noch besser, als die der ersten "Superzooms" ohne!
Ich bin Tamron wie Sigma gegenüber zutiefst dankbar, dass sie in diesem Brennweitenbereich erschwingliche Objektive geschaffen haben, deren Ergebnisse sich trotzdem nicht zu verstecken brauchen.
Sie haben meine fotografischen Möglichkeiten um eine Dimension erweitert. Das Tamron 150-600 mm wurde für mich ganz schnell ein untrennbarer Bestandteil meiner Ausrüstung.
Bis zuletzt war ich mit dem 150-600 mm G2 absolut zufrieden. Erst mit dem Erscheinen des Nikon Z 180-600 mm, musste es weichen. Das auch nur, weil ich mittlerweile komplett den Umstieg auf das Z-System vollzogen habe.
Im Vergleich zu den Wettbewerbsmodellen von Sigma und Nikon stellt das G2 meiner Meinung nach das stimmigste Modell mit dem besten Preis-/ Leistungsverhältnis dar. Dennoch empfehle ich vorab den Vergleich mit dem Sigma 150-600 5-6.3 DG OS HSM C.
Interessant wird es zu sehen, wie es um die Zukunft dieser Objektive bestellt ist. Im DSLR-Bereich herrscht eine beängstigende Stille.
Ich würde es bedauern, wenn sowohl Tamron als auch Sigma hier nicht mehr nachlegen würden.
Für Nikon Z hat Tamron nun doch ein 150-500 mm gebracht. Doch fehlen mir da die entscheidenden 100 mm Endbrennweite, die die 150-180-600er Objektive für mich so wertvoll machen! Sigma ist den 150-600 mm für spiegellose Kameras treu geblieben. Doch gibt es das bislang nicht für die Z-Serie und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben.
Mit dem Nikon Z 180-600 mm haben Nutzer von Z-Kameras eine weitere Alternative, die preislich aber deutlich höher positioniert ist (siehe mein Beitrag dazu).
Für alle die sich nicht an der englischen Sprache stören, finden sich Tests bzw. Gegenüberstellungen der F-Objektive hier:
photographylife.com/reviews/tamron-sp-150-600mm-f5-6-3-g2
und hier:
photographylife.com/nikon-200-500mm-vs-tamron-150-600mm-vs-sigma-150-600mm-c.
Dafür:
+ Gut geschützt gegen Staub und Feuchtigkeit
(G2).
+ Ansprechende Bildqualität über den gesamten Brennweitenbereich
hinweg.
+ Gemessen an der Brennweite gut in der Handhabung. Bilder ohne
Stativ sind ohne weiteres möglich.
+ Gutes Packmaß. Passt eben noch in viele der gängigen Fototaschen
bzw. Rucksäcke.
++ Leistungsstarker
VR.
++ Stativfuß ist Arca-Swiss kompatibel.
++ Die Naheinstellgrenze beträgt nur 2,20 m.
+++ Enorm vielseitiger Brennweitenbereich.
+++ Meiner Ansicht nach ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Dagegen:
- Bildqualität reicht natürlich nicht an die entsprechenden
Festbrennweiten der großen Hersteller heran.
- Mit 2 kg Eigengewicht wahrlich kein "Reiseobjektiv" mehr.
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Hinweis: Ich fotografiere zu rein privaten Zwecken und schildere hier ausschließlich meine persönlichen Eindrücke. Ich erhalte keinerlei materielle oder finanzielle Zuwendung von Tamron oder anderen hier erwähnten Herstellern.