Du hast Spaß am Fotografieren im Zoo gefunden? Du möchtest mehr als bloße Erinnerungsfotos auf dem Handy? Dann wirst Du den einen oder anderen der folgenden Tipps vielleicht nützlich finden.
Vorweg gesagt: es gibt ihn nicht, den einzig wahren Weg, gute Bilder zu machen. Im Zoo so wenig wie anderswo. Das wäre schließlich auch irgendwie schade. Jeder Fotograf entwickelt mit der Zeit seinen ganz eigenen Weg, die Dinge anzugehen. Deshalb will ich mich hier auch nicht damit befassen, was auf einem Zoofoto zu sehen sein sollte, als vielmehr damit, wie das angestrebte Motiv unter den besonderen Bedingungen im Zoo gut auf das Bild kommt.
Auch wenn man durch die eigenen Fehler bekanntlich am meisten lernt - wie auch ich es selbst immer wieder tue - möchte ich Dir
nachfolgende Grundlagen nahebringen, damit Du von Beginn an mehr Spaß an der Zoofotografie haben wirst.
Beginnen möchte ich mit dem Teil der Lernkurve mit der größten Auswirkung im finanziellen Bereich: der Wahl der Ausrüstung. Statt spontaner Entschlüsse und kurzlebiger Kompromisse, helfen etwas Überlegung und ein klein wenig Marktforschung vor
dem Kauf, viel Geld zu sparen. Bereits gut ausgerüstete Fotografen können Punkt 1 einfach überspringen.
Ich war in den 80er Jahren auf einer Kurzsafari in Kenia. Ich hatte das Glück, ein Spitzmaulnashorn zu sehen und fotografieren zu können. Doch mit dem 35 mm-Objektiv meiner kleinen Minox, vermochte das Foto von dem wenige Meter entfernt stehenden Dickhäuter am Ende nahezu nichts von der Intensität des Erlebten wiederzugeben.
Eigentlich war die Minox eine gute Kamera, doch für diesen Zweck schlichtweg nicht geeignet. So wird die falsche Kamera auch bei der Zoofotografie nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, zumal wir dort besonders vor folgenden Problemen stehen:
- oft kann man die Entfernung zum Motiv nicht frei wählen.
- die Lichtverhältnisse wechseln ständig und sind häufig suboptimal.
- die Motive besitzen ihren eigenen Willen und können schnell sein.
- Glas, Gitter, Besucher oder Gehegeeinrichtung verstellen die Sicht.
Was also sollte eine Kamera können, um hier Abhilfe zu schaffen?
- einen möglichst hohen Brennweitenbereich abdecken. Oder man
muss die Kamera ständig herunternehmen, weil das Motiv zu dicht
dran oder aber zu weit weg ist.
- auch bei höheren ISO-Werten (bis 6.400) gute Bilder machen. Bei
trübem Wetter oder in den Tierhäusern mangelt es oft an Licht.
- zügig fokussieren und auslösen. Sonst ist es einfach mal wieder
weg, das liebe Tier.
- einen großen, hellen Sucher haben. Über ein Display lässt sich bei
den unterschiedlichen Lichtverhältnissen das Motiv nicht immer
sicher beurteilen.
Mein Rat geht zu den modernen digitalen Spiegelreflexkameras oder spiegellosen Kameras, denn:
- sie ermöglichen den Einsatz von Wechselobjektiven! Nur mit ihnen
lässt sich der notwendige Brennweitenbereich in der gewünschten
Qualität abdecken bzw. ist eine Spezialisierung mittels einem sehr
hochwertigen Objektiv mit der "Lieblingsbrennweite" möglich.
- sie ermöglichen mittlerweile das Fotografieren mit zu analogen
Zeiten unvorstellbar hohen ISO-Werten.
- sie fokussieren schnell und lösen nahezu verzögerungsfrei aus.
- sie haben hochwertige Sucher, meist zusätzlich zum Display.
Heute erfüllen die meisten Modelle aller namhaften Anbieter diese Kriterien, ohne dass sich einer davon besonders herausheben ließe. Die Wahl des Herstellers bleibt am Ende eine Frage der persönlichen Vorliebe und der Größe des eigenen Sparschweines.
Nimm die für Dich in Frage kommenden Modelle vor dem Kauf im Laden unbedingt einmal selbst in die Hand. Die technischen Werte einer Kamera können noch so gut sein - wenn Dich die Kamera durch ihre Haptik, ihr Menü und die Anordnung ihrer Bedienelemente nicht auf Dauer anspricht, währt die Freude meist nur kurz.
Es müssen auch nicht gleich die teuersten Modelle sein. Bereits die Einsteigermodelle der gängigen Hersteller ermöglichen qualitativ gute Bilder, verfügen nur nicht über sämtliche Zusatzfunktionen bzw. Einstellmöglichkeiten.
Bleibt noch die Wahl zwischen APS-C und Vollformatkameras. Doch die Antwort auf diese Frage würde den Rahmen sprengen und käme
doch zu keinem eindeutigen Ergebnis. Zusätzlich scheinen sich alle großen Hersteller weitestgehend vom APS-C-Format verabschiedet zu haben, weshalb dieses Thema aktuell keinen allzu hohen Stellenwert mehr besitzt.
Entscheidend ist hierbei, welche Kamera mit welcher Bildauflösung und ISO-Leistung zur Wahl steht. Vergleicht man zwei Kameras mit ähnlicher Auflösung, so weist die Vollformatkamera in der Regel ein geringeres Bildrauschen und einen weicheren Schärfeverlauf auf.
Die APS-C Kamera ist hingegen oft günstiger und man kommt durch den engeren Bildausschnitt vermeintlich "näher" an das Motiv heran. Das ist besonders bei Aufnahmen mit Makro- bzw. Teleobjektiven von Interesse.
Eine Vollformatkamera mit einer mindestens doppelt so hohen Auflösung lässt gegenüber einer APS-C Kamera ein nachträgliches Beschneiden eines Bildes zu, ohne dass es zu einer Verringerung bei der Bildqualität führt. Allerdings sind Kameras mit einer Auflösung mit 40 MP und mehr vergleichsweise teuer. Die damit verbundenen Datenmengen stellen zusätzlich nicht unerhebliche Anforderungen an die Speicherkapazität des heimischen PCs.
Die mittlerweile fast marktbeherrschenden spiegellosen Kameras bieten die Möglichkeit, bei Bedarf geräuschlos auslösen zu können. Dies kann für Tieraufnahmen ein großer Vorteil sein, da die Tiere nicht unnötig aufgeschreckt werden.
Ein größer werdendes Thema für Tierfotografen sind Kameras mit einem Autofokus mit Motiverkennung für Tiere oder Vögel. Diese werden von allen großen Herstellern angeboten und sind aktuell nicht nur in den jeweiligen Flaggschiffen, (z.B. Nikon Z8 und Z9) sondern auch schon in den günstigeren Modellen verbaut (Z6III).
Ein Tier(augen)autofokus ist definitiv eine wertvolle Unterstützung. Man kann sich freier auf den Bildausschnitt konzentrieren und die Trefferquote steigt. Doch ist die Tierfotografie ohne diese Funktion nicht automatisch sinnlos. Wer sich nicht an den Preisen stört, findet in diesen Kameras ein eindrucksvolles Werkzeug, keine Frage. Doch auch mit den herkömmlichen Kameras lassen sich noch immer gute Bilder machen. Und das gesparte Geld lässt sich hervorragend in ein besseres Objektiv investieren :)
Für welches Modell man sich letztlich auch entscheiden mag, man wird dabei immer Kompromisse eingehen müssen. Die ideale, allen Bedürfnissen gleichzeitig gerecht werdende Allround-Kamera gibt es schlichtweg nicht.
Ein "Allround-Objektiv" für die Zoofotografie gibt es leider nicht. So groß wie im Zoo die Auswahl an Fotomotiven ist, so unterschiedlich sind die Anforderungen an die Objektive.
Für Nahaufnahmen kleinerer Zoobewohner benötigst Du ein eher lichtstarkes Makroobjektiv. Für Tiere in kleineren Gehegen reicht ein mittleres Teleobjektiv. Für Aufnahmen von Tieren in großzügigeren Freigehegen ist eine Brennweite bis zu 600 mm kein Fehler. Willst Du für die gesamte Bandbreite an Motiven gerüstet sein, wirst Du über kurz oder lang mehr als nur ein Objektiv benötigen.
In jedem Fall ist die Wahl des Objektivs entscheidender, als die der Kamera. Ein schlechtes Objektiv mindert die Bildqualität der besten Kamera. Ein gutes Objektiv hingegen verhilft auch an einer günstigen Kamera zu besseren Ergebnissen.
Hier gilt leider meist: je besser, desto teurer. Trotzdem gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern. Es muss nicht zwingend das Profi-Objektiv zum Preis eines Kleinwagens sein. Doch vermeintlich günstige Einsteigerobjektive können über die Zeit zu wachsender Unzufriedenheit führen. Dann wirst du dich bald nach einem höherwertigen Objektiv umsehen.
Nimm Dir für die Auswahl Zeit. Informiere Dich in aller Ruhe über alternative Modelle, teste wenn möglich. Nur so wirst Du vermeiden, für
eine Brennweite mehrmals Geld auszugeben. Teurere Objektive gebraucht zu erwerben, ist durchaus eine gute Alternative.
Wenn Du Dich mit der Zeit für ein höherwertigeres Kameramodell entscheiden solltest, kannst Du die Objektive weiter verwenden. Hier von Beginn an mit Bedacht zu investieren, kann sich, über die Jahre gesehen, also durchaus auszahlen.
Für Nahaufnahmen empfehle ich echte Makro-Objektive, kein Zoom mit "Makrofunktion". Zooms fokussieren in der Regel langsamer und bringen fast immer Einbußen bei der Bildqualität mit sich. Makros mit einer Festbrennweite zwischen 90 bis 200 mm halte ich für ideal. Ich selbst nutze Makro-Objektive mit 105 und 150 mm Brennweite.
Eine "Standardbrennweite" im Bereich von 24-70 oder 24-120 mm dabei zu haben, schadet nie. Allerdings kommt diese im Zoo bei mir nur selten zum Einsatz. Ich nehme solche Linsen mehr zur Sicherheit mit, um nicht vielleicht doch ein Motiv zu verpassen.
Ein Teleobjektiv ist für mich im Zoo einfach ein Muss. Hier ist das Angebot sehr groß und damit fällt die Auswahl auch nicht leicht. Mit zunehmender Brennweite und Lichtstärke steigen die Größe, das Gewicht und der Preis eines Teleobjektivs deutlich. Hier heißt es für jeden, den für sich passenden Kompromiss zu finden.
Generell stehst Du hier vor der Wahl zwischen einem Zoom-Objektiv und einer Festbrennweite.
Letztere bietet oft die höhere Lichtstärke und die bessere Bildqualität. Dafür erweist sie sich schnell als äußerst unnachgiebig bei der Wahl des Bildausschnitts. Außerdem ist sie im Verhältnis
meist größer, schwerer und deutlich teurer.
Ein Zoom-Objektiv kommt baulich bedingt mit einer geringeren Lichtstärke und Bildqualität einher. Dafür bist Du wesentlich flexibler in der Wahl des Bildausschnitts, wodurch Du im Bedarfsfall auch besser auf Gitter und Glasscheiben reagieren kannst. Und Zooms sind in der Regel kleiner, leichter und günstiger, als vergleichbare Festbrennweiten.
Meiner Erfahrung nach beginnen Teleobjektive bei Brennweiten ab 300 mm Spaß zu machen. Um den Tieren aber wirklich nahe kommen zu können, rate ich zu Zooms mit einer Endbrennweite von 400 oder 600 mm.
Telekonverter können reizvoll erscheinen, um die Brennweite eines vorhandenen Zooms entsprechend zu steigern. Sie senken aber die
Lichtstärke und die Bildqualität in einer Weise, dass ihr Einsatz nur in Verbindung mit ausgewählten Objektiven sinnvoll ist. Und auch dann, meiner Meinung nach, nur im Einzelfall. Ich empfehle Dir, Dich vorab ausführlich über die Eignung und die erreichbare Bildqualität der von Dir angedachten Kombination zu erkundigen.
Etwas zurückhaltend stehe ich den aktuellen "Superteles" mit einer Offenblende von f/8.0 gegenüber. Mit solch einem Objektiv sind die für gelungene Aufnahmen notwendigen kurzen Verschlusszeiten in vielen Situationen im Zoo kaum noch zu erreichen.
Unter den Objektiven aller Klassen gibt es schon seit vielen Jahren Modelle mit sogenanntem "Verwacklungsschutz". Auch wenn hier von einem echten Schutz natürlich keine Rede sein kann, kann er bei so manchem Bild doch für den Unterschied zwischen reinem Ausschuss und einem echten Treffer sorgen.
Teste vorab unbedingt auch die Autofokuseigenschaften Deines Wunschobjektivs: je schneller und treffsicherer Du damit fokussieren kannst, desto besser. Hier gibt es teils deutliche Unterschiede! Fährt das Objektiv erst mehrmals hin und her bevor es scharf stellt, hat das Motiv häufig schon das Weite gesucht.
"Super-Zooms", also Objektive mit extremen Brennweitenbereichen, wie 18-400 mm, mögen zunächst reizvoll erscheinen, doch habe ich mit ihnen bislang keine guten Erfahrungen gemacht. Selbst wenn die technischen Werte gut klingen mögen, fallen sie bei der Bildqualität bzw. der eben angesprochenen Fokusgeschwindigkeit oft schnell und weit zurück.
Meine Ausrüstung im Zoo besteht in der Regel aus einem Makro-Objektiv und einem Zoom, wahlweise mit 100-400 mm oder 180-600 mm. Welches Zoom ich mitnehme, ist abhängig vom Gepäck, das ich dabeihaben kann und will, bzw. davon, wie weitläufig die Gehege in dem besuchten Zoo angelegt sind.
Generell gilt für die Kamera wie für die Objektive: die Ausrüstung ist immer mitverantwortlich für die Qualität einer Aufnahme, jedoch nicht für das, was darauf zu sehen ist! Im besten Falle ermöglicht eine gut geeignete Ausrüstung aber ein Bild in einer Situation, wo anderes Gerät längst versagt hätte. Und selbst mit der feinsten Ausrüstung wird es noch Momente geben, die sich nicht einfangen lassen.
Die Ausrüstung muss einfach zu Dir und Deiner Art und Weise wie und was Du fotografierst passen und Dich dabei so gut wie eben möglich unterstützen. Ganz unabhängig von der Marke oder dem Preis.
Selbst bei schönem Wetter und in den Außenbereichen ist ein gutes Stativ hilfreich und kann für das letzte Quäntchen Schärfe sorgen, das die "Aufnahme des Tages"
vom Ausschuss trennt. Für Teleobjektive mit hoher Brennweite ist ein Stativ fast schon ein Muss, kann man so doch sein Motiv auch über längere Zeit noch entspannt anvisieren und die optimale Pose
abwarten.
Dreibeinstative sind ideal, wenn es darum geht, das Maximum an Stabilität und damit Schärfe zu erreichen. Doch sind sie wegen ihres hohen Platzbedarfs nur bedingt für den Zoo geeignet. So werden sie schnell zu einer Zumutung oder gar Stolperfalle für andere Besucher und damit auch zur Gefahr für die eigene Ausrüstung. Neuerdings erheben manche Tierparks für Dreibeinstative sogar ein zusätzliches Eintrittsgeld.
Außerdem ist man mit einem Dreibein oft nicht schnell und flexibel genug, um auf die Bewegung der Tiere reagieren zu können.
Stabile Einbeinstative mit einem 2-Wege-Neiger oder Kugelkopf sind für mich der ideale Kompromiss. Sie sind vergleichsweise günstig,
leicht zu transportieren, schnell zu bedienen und sie benötigen kaum mehr Stellfläche, als es ein Fotograf an sich schon tut. Und man ist um ein Vielfaches
schneller, wenn es gilt, die Position zu wechseln.
Achte darauf, dass die Beine Deines Stativs aus möglichst wenig Segmenten bestehen, also nur wenige Handgriffe zum Verstellen nötig sind. Es gibt Stative mit 6 Segmenten. Es müssen hierbei im schlimmsten Fall je Bein 5 Verschlüsse geöffnet und geschlossen werden. Mein Einbein hat nur 3 Verschlüsse, die sind schnell bedient.
Meide aber in jedem Falle die Billigteile. Achte unbedingt darauf, dass das Stativ wertig und stabil verarbeitet ist und die angegebene Tragkraft von Stativ und Kopf für deine Ausrüstung ausreicht. Oder möchtest Du wirklich Deine möglicherweise viele Hundert Euro teure Ausrüstung einem Stativ für 30 Euro anvertrauen?
Hier lohnt sich das Sparen hingegen am allermeisten. Man kann es leider nicht oft genug erwähnen: spare Dir den Blitz, ganz gleich ob er in Deinem Zoo ohnehin ausdrücklich verboten ist oder nicht!
Blitzlicht ruiniert Zoobilder in den meisten Fällen völlig, da es von überallher reflektiert wird und es stört andere Besucher. Es scheint auch nicht gut für
die Augen zu sein. Wer den Blitz häufig benutzt, ist offenbar nicht mehr in der Lage, die entsprechenden Hinweisschilder zu erkennen.
Doch Spaß beiseite: vor allem, und das scheint viele Besucher zu überraschen, werden die Tiere durch das Blitzlicht enorm gestresst oder sogar geschädigt. Erfahrene, leidgeprüfte Tiere drehen sich schon weg, sobald sie nur eine Kamera sehen. Der gute alte "Charly" auf nebenstehendem Bild, war ein Paradebeispiel dafür. Sah er eine Kamera, drehte er deren Träger sofort den Rücken zu. Das Bild zeigt seinen prüfenden Blick, ob die Luft wieder rein ist. Mehr hat er mir nicht gegönnt. Auch das Fokus-Hilfslicht lasse bitte ausgeschaltet!
Dieses Thema scheint recht nebensächlich, ist im Hinblick auf den Wohlfühl- und Sicherheitsfaktor aber nicht zu unterschätzen. Sorge immer für ein geeignetes Behältnis, damit sich ein längerer Ausflug nicht schmerzhaft bemerkbar machen kann und Deine Ausrüstung nicht zu Schaden kommt oder gar etwas verloren geht.
Persönlich rate ich von Schultertaschen ab. Ich benutze in der Regel lieber Rucksäcke, Hüfttaschen oder Gürtelsysteme.
Schultertaschen rutschen nicht selten ausgerechnet im entscheidenden Moment der Aufnahme von der Schulter. Oder Du stellst die Tasche jedes Mal am Boden ab, wo sie im Auge behalten werden will
und für Dich, wie für umstehende Besucher, schnell zum Hindernis wird.
Je weniger Gedanken Du Dir beim Fotografieren um den Transport der Ausrüstung machen musst, desto besser. Umso mehr kannst Du Dich auf Deine Motive konzentrieren!
Achte darauf, dass die mitgeführte Ausrüstung schnell und sicher erreichbar ist. Wenn Du für jeden Objektivwechsel erst mühsam Regenjacke und Thermoskanne aus dem Weg räumen musst, hat sich Dein Motiv möglicherweise bereits verzogen.
Auch hier lohnt es sich eindeutig, nicht nach dem Billig-Produkt zu greifen, wenn Du Dich auf die Verarbeitung wirklich verlassen können und längerfristig investieren möchtest. Der Gebrauchtmarkt bietet hier ebenfalls eine Menge guter Gelegenheiten!
Gitter sind physisch wie optisch ein Hindernis. Physisch schützen sie den Menschen vor dem Tier und umgekehrt, optisch können sie zu einer echten Herausforderung werden, sollen sie auf dem Foto später nicht zu sehen sein.
Der erste Schritt ist, so nahe wie möglich und vor allem zulässig an das Gitter heranzugehen. Im Idealfall kannst Du das Objektiv am Gitter
anlegen.
Benutzt Du dann noch ein möglichst lichtstarkes Objektiv, kannst Du die Gitter bei offener Blende durch die geringere Tiefenschärfe nahezu verschwinden lassen. Dabei muss der Abstand zwischen Kamera und Gitter deutlich kürzer sein, als der des Motivs zum Gitter. Befindet sich das anvisierte Motiv bereits sehr dicht am Gitter sind alle Mühen vergebens.
Achte dabei darauf, dass auf das Gitter selbst kein oder möglichst wenig Licht fällt. Scheint die Sonne direkt auf das Gitter, überstrahlen die Reflexe das Motiv. Schon den Versuch kannst Du Dir sparen.
Mit Gittern im Bildhintergrund verhält es sich genauso. Je größer der Abstand des Motivs dazu ist, umso größer ist die Chance, dass sie auf dem Foto später nicht zu sehen sind.
Auch die Brennweite Deines Objektivs hat einen gewissen Einfluss. Mit steigender Brennweite sinkt bei Beibehaltung der Motivgröße der Blickwinkel. Das heißt, der Anteil am sichtbaren Bildhintergrund wird immer kleiner, wodurch sich die Menge an Störungen verringert.
Sind Gitter später auf dem Foto sichtbar, stören sie oft sehr, und sind selbst in der Nachbearbeitung nicht oder nur sehr mühsam zu entfernen. Das gilt, wie man auf dem Foto mit dem Luchs erkennen kann, ganz besonders für Maschendrahtzäune. Damit werden an sich schöne Bilder schnell uninteressant oder gar unbrauchbar.
Vor allem vor Vogelgehegen findet man immer wieder besonders engmaschige Gitter bzw. Netze. Daran scheinen sich Vögel weniger verletzen zu können. Leider kann man sich hier das Fotografieren direkt sparen und sich ganz auf das Betrachten konzentrieren. Die Störungen überlagern das Motiv so vollständig, dass eine brauchbare Aufnahme unmöglich zu erreichen ist.
Glas hat andere störende Eigenschaften als Gitter. Gerne spiegelt sich darauf das direkte Umfeld und macht das Motiv unkenntlich. Es hat mir Bilder verdorben, als genau im Moment der Aufnahme hinter mir jemand in einem blau-weiß gestreiften Pulli vorbeiging. Die Streifen spiegelten sich in der Scheibe und waren aus den Bildern nicht mehr herauszubekommen.
Manchmal können andere Besucher aber auch helfen, dank ihres Schattens störenden Lichteinfall zu mindern.
Gehe so nah an die Glasscheibe heran wie möglich, um störende Einflüsse so gut es geht zu eliminieren. Im Idealfall kannst du das Objektiv an der Scheibe anlegen. Trage möglichst dunkle, unifarbene Kleidung um nicht selbst Störungen zu erzeugen.
Und besonders wichtig: fotografiere möglichst immer im rechten Winkel durch die Scheiben hindurch! Fotografiert man vor allem durch die in Zoos häufig zu
findenden Panzerglasscheiben schräg, verliert das Bild enorm an Schärfe. Ganz gleich wie gut es vielleicht auf dem Display noch ausschauen mag, die Betrachtung auf dem PC offenbart es später
gnadenlos!
Und dann gibt es noch die Scheiben, die das Fotografieren leider unmöglich machen. Manchmal sind Glasscheiben von so schlechter Qualität, dass sie selbst wie Zerrspiegel wirken und jede Aufnahme ruinieren.
Auch gibt es Scheiben, die mit einer zusätzlichen Schutzfolie versehen sind, die zusätzlich ungünstigen Einfluss auf die Fotos hat. In solchen Fällen bitte nicht verzweifeln, es liegt ganz sicher nicht an der eigenen Ausrüstung, wenn Fotos von Tieren in solchen Gehegen nie richtig scharf werden.
Auch wenn sie nicht immer frei von Tücken ist: ich nutze die ISO-Automatik im Zoo regelmäßig. Denn ich war schon häufig in der Situation, dass mir nur wenige Sekunden für ein gutes Bild geblieben sind, weil das Tier sofort die Position geändert hat. Hätte ich die ISO erst manuell auf den idealen Wert einstellen müssen, wäre mir das Motiv entgangen.
Außerdem verändern sich die Lichtverhältnisse bei einem Rundgang im Zoo ständig. Mal befindet sich ein Motiv im Sonnenlicht, mal im Schatten. Eben ist man am Freigehege, dann in einem Gebäude. Da vergisst man schnell einmal auf die ISO zu achten und schon geht ein Bild verloren. Auch ist es ärgerlich, wenn man zuhause feststellt, eine ganze Serie versehentlich mit falscher ISO geschossen zu haben.
Ein unnötig hoher ISO-Wert drückt die Bildqualität. Er verstärkt das Bildrauschen und senkt den Dynamikumfang. Bei einer zu niedrigen ISO erreiche ich möglicherweise die nötige, kurze Belichtungszeit nicht mehr und die Aufnahme verwackelt.
Daher mache ich mit jeder neuen Kamera vorab ein paar Testbilder bei steigenden ISO-Werten und schaue mir diese am PC an. Den höchsten ISO-Wert, bei dem die Bildqualität noch akzeptabel ist, bzw. die Nebenwirkungen in der Nachbearbeitung noch gut zu korrigieren sind, nehme ich künftig als Höchstwert für die ISO-Automatik, den ich nur in Extremfällen und nur ganz bewusst manuell überschreite.
Bei der Eingabe der maximalen Belichtungszeit in den Einstellungen für die ISO-Automatik sollte man daher kurz in sich gehen. Eine recht lange Belichtungszeit (z. B. 1/125 sec) begünstigt niedrige ISO-Werte. Diese kann bei bewegten Motiven aber zu kurz sein und schnell zu unscharfen Bildern führen. Eine kurze Belichtungszeit (1/800-1/1.000) hingegen mindert das Risiko verwackelter Motive, treibt aber die ISO-Werte schnell in die Höhe. Hier heißt es, den für sich selbst bzw. die Situation besten Kompromiss zu finden.
Für den weiteren Umgang mit der ISO-Automatik haben sich zwei unterschiedliche Methoden etabliert: das Arbeiten mit Zeitautomatik oder im manuellen Modus.
Bei der Zeitautomatik wählst Du die Blende vor. Die Kamera wählt auf Basis bei der ISO-Automatik eingestellten Vorgaben die passende Kombination aus Belichtungszeit und ISO.
Der Vorteil liegt in der hohen Flexibilität bei sich ständig ändernden Lichtverhältnissen. Der Nachteil ist, dass Du hier die Belichtungszeit nicht direkt unter Kontrolle hat. Sobald der in der Programmierung hinterlegte ISO-Wert nicht mehr ausreicht, verlängert die Kamera die Belichtungszeit immer weiter, was zu verwackelten Aufnahmen führt.
Die andere Variante besteht darin, die ISO-Automatik zu aktivieren, die Kamera aber auf den manuellen Modus einzustellen und die für die angestrebten Motive optimalen Werte für Belichtungszeit und Blende manuell auszuwählen. Die Kamera wählt automatisch die dazu passende ISO aus.
Der Vorteil liegt in der völligen Kontrolle über die Belichtungszeit. So kannst Du, wenn die automatisch gewählte ISO bei der eingestellten Zeit sehr hoch ist, Bild für Bild mit der Belichtungszeit hochgehen und damit die ISO senken. Irgendwann wird die Zeit für ein scharfes Bild zu lang, auf dem Weg dorthin hast Du aber sicher noch den einen oder anderen Treffer bei geringerer ISO landen können.
Der Nachteil ist hier, dass man im Eifer des Gefechtes vielleicht die ISO aus den Augen verliert, die dann schnell den Grenzwert erreichen kann. Sobald der vorgewählte ISO-Wert nicht mehr ausreicht, sind die Aufnahmen über- bzw. unterbelichtet.
Beide Varianten sind also nicht frei von Risiken. Man hat die Wahl zwischen verwackelten und falsch belichteten Aufnahmen. Und darin liegt, meiner Meinung nach, auch die Lösung:
Wenn ich z.B. in einem Reptilienhaus fotografiere, bewegen sich die in Frage kommenden Motive selten hektisch. Aber das Licht wechselt von einem Terrarium zum anderen stark. Hier nutze ich vorzugsweise die Zeitautomatik.
Bei z.B. einer Flugshow benötige ich hohe Belichtungszeiten, um überhaupt scharfe Aufnahmen zu bekommen. Die Lichtverhältnisse wechseln dort in der Regel aber nicht sprunghaft. Dafür bietet sich der manuelle Modus an.
Am Ende ist es eine Frage der eigenen Vorliebe und der Übung. Bei beiden Methoden musst Du Dir antrainieren, die Werte für ISO, Zeit und Blende vor und während der Aufnahmen im Auge zu behalten, um unerwünschte Ausreißer zu vermeiden. In beiden Fällen kannst Du die Werte nach ersten "Sicherheitsbildern" von Hand optimieren, was im "manuellen Modus" aber doch ein bisschen leichter fällt.
Der Enkel zur Oma: „Wo sind denn die wirklich gefährlichen Fische? Die mit FEUER oder GIFT?“
Vorbei sind die Zeiten, als jede Aufnahme auf Dia- oder Bilderfilm bares Geld gekostet hat. Ältere Leser werden sich erinnern :)
Digitalkameras lassen Serienbilder in hoher Geschwindigkeit zu, ohne dass der Film gleich voll ist bzw. jede Auslösung direkt ins Geld geht. Das ist gegenüber früher echter Luxus!
Serienbilder können hilfreich sein, um vielleicht den besonderen Moment des Blickkontaktes zu erwischen, um das eine Bild zu haben, das schlussendlich das entscheidende Quäntchen schärfer ist oder jenes, auf welchem das Tier die schönere Pose zeigt.
Ich schieße gerne kurze Serien um die 3-5 Bilder im langsamen Modus. So sinkt das Risiko, dass Bilder verwackelt sind oder die Tiere in der Sekunde der Aufnahme die Augen geschlossen hatten. Tiere in "Action" berechtigen auch zu längeren, schnellen Serien!
Ich kann aus 3 Gründen aber nur davon abraten, den Finger ständig auf dem Auslöser zu halten und minutenlange Serien zu schießen: erstens hat das meiner Ansicht nach mit bewusster Fotografie nichts mehr zu tun, zweitens verlierst Du sehr schnell den Spaß daran, aus Hunderten von Bildern das beste auszuwählen. Häufig verstopfen diese Serien unbearbeitet den heimischen Rechner.
Und nicht zuletzt wird die Lebensdauer einer Digitalkamera in der Zahl ihrer Auslösungen gemessen. Dazu zählen eben leider auch alle unnütze
geschossene Bilder. Und gehen damit doch ein gehöriges Stück weit ins Geld!
Doch auch zu diesem Thema gibt es eine gegensätzliche Meinung: diese legt nahe, gerade bei Tieren in Bewegung, möglichst schnelle und lange Serien zu schießen. Damit steigt statistisch die Anzahl scharfer Aufnahmen und schließlich die Chance, die perfekte Pose zu erwischen. Dem kann man nicht widersprechen.
Im Bezug auf die Bildauswahl am PC wird angeregt, die weitere Sichtung in dem Moment einzustellen, in dem man ein vermeintlich perfektes Bild gefunden hat und alle anderen Aufnahmen zu löschen.(Siehe das Video von Steve Perry). Aber woher weiß ich, welches das
perfekte Bild ist, wenn ich noch gar nicht alle gesehen habe, bzw. anbetracht der Auswahl den Überblick zu verlieren drohe?
Und dass die höhere Zahl an Auslösungen an der Lebensdauer einer Kamera zehrt, bleibt eine Tatsache, der sich auch die Anhänger dieser Vorgehensweise beugen müssen.
Doch ohne Zweifel gibt es Situationen, die so einmalig sind, dass es fast schon
fahrlässig wäre, nicht so viele Bilder wie möglich zu schießen um das Optimum herauszuholen. Du solltest daher für alle Fälle wissen, wo Du die Serienbildgeschwindigkeit einstellt
:)
In jedem Falle aber gilt: wann immer Du glaubst, das Bild des Tages geschossen zu haben und das Motiv Dir Zeit für weitere Bilder lässt, nutze die Gelegenheit!
Ich musste schon oft feststellen, dass die Bilder auf der Anzeige der Kamera besser aussahen, als später bei der Sichtung am heimischen Bildschirm. Häufig war ich froh, weitere Bilder gemacht zu haben, die am Ende noch den entscheidenden Hauch besser waren.
Ein Junge kommt vom Futterautomat zu seinen Eltern gelaufen: "Mama? Zwei Sachen: erstens, hast Du einen Euro fünfzig und zweitens, was heißt defekt?"
Je näher Du den Tieren kommen möchtest, desto wichtiger ist es, auf ihre Reaktion zu achten. Wenn das Tier bei der Annäherung den Kopf wendet, sich aufrichtet oder sich fortzubewegen beginnt, solltest Du mit dem nächsten Schritt warten, es wird sonst in Deckung gehen.
Besser Du hälst bei der ersten deutlichen Reaktion des Tieres einen Moment inne, machst nur vorsichtige Bewegungen mit der Kamera und schießt zur Sicherheit wenn möglich ein erstes Bild. Entspannt sich das Tier, kannst Du einen weiteren Schritt wagen.
Niemals frontal auf ein Tier zulaufen und dabei gleich die Kamera hochreißen. Das signalisiert eine handfeste Bedrohung und verleitet selbst die abgehärtesten Zootiere zur Flucht.
Besser ist es, Desinteresse zu heucheln, und sich indirekt, etwa im Zickzack, auf das Tier zuzubewegen und die Kamera dabei seitlich zu halten. Vermeide dabei direkten Blickkontakt! Mag lustig klingen, hilft aber oft!
Wenn ich die Kamera hochnehme, tue ich das seitlich zum Tier und drehe mich dann langsam zu ihm hin. Dabei kann es vorkommen,
dass das Tier neugierig auf die Kamera wird und von sich aus zu mir schaut oder gar näher kommt. Das ist der Moment, auf den man
vielleicht schon lange gewartet hat.
Etwas schwieriger, aber durchaus lohnenswert ist es, das Tier auf sich zukommen zu lassen. Manchmal lassen die Bewegungen der Tiere ein Muster erkennen. Diese schaue ich mir an, suche mir dabei eine passende Stelle aus, richte mich mit der Kamera darauf ein und warte, dass das Tier genau dort erscheint. Mit etwas Glück lässt sich das sogar einige Male wiederholen.
Achte darauf, dass Du Dich möglichst auf gleicher Höhe mit deinem Motiv befindest. Befindet sich das Tier deutlich über oder unter Dir, wirkt das Bild schnell unnatürlich und reizlos. In manchen Tierparks schaut man von oben auf die Gehege herab. Hier halte ich es generell für äußerst schwierig, zu guten Bildern zu kommen.
Enkelin, leicht entrüstet: "Aber Oma, Meerschweinchen an Land, das geht doch gaaaaar nicht!"
Jeder Mensch hat seine eigene Auffassung von gelungenen Bildern und das soll auch so sein. Doch ganz gleich ob ich das Tier in Gänze, im Portrait oder im Detail aufnehmen möchte: vom Gehege sollte in jedem Fall so wenig wie möglich zu erkennen sein. Also keine Bilder von Tieren an Futterstellen, vor Gittern, Ställen oder ähnlichem. Denn diese Dinge lenken einfach zu sehr vom eigentlichen Motiv ab und lassen ein Foto schnell uninteressant erscheinen.
Im Idealfall sollte man eine Aufnahme aus dem Zoo nicht von einer in freier Wildbahn gemachten unterscheiden können. Ich habe nur ganz wenige Aufnahmen, die gerade deshalb interessant sind, weil sie das Tier in Verbindung mit seinem Gehege zeigen.
Bilder werden dann für den Betrachter besonders spannend, wenn die Augen der Tiere sichtbar sind, im Idealfall Blickkontakt besteht. Dies gilt vor allem für Tierportraits. Rückansichten von Tieren mögen vielleicht den momentanen Jagdtrieb befriedigen, werden spätestens zuhause aber doch aussortiert.
Sei vom ersten Tag an streng mit Dir! Sichte Deine Bilder frühzeitig und sortiere alle nicht gelungenen Fotos aus. Selbst ein bisschen scharf ist immer noch unscharf! Beweis- oder Erinnerungsbilder sind nur sinnvoll, wenn Du das Bild später gegen gelungene Aufnahmen austauschen möchtest. Ansonsten wächst Dir die Menge an Bildern schnell über den Kopf.
Überlege stets, was Du mit Deinen Bildern zeigen möchtest und ob Dir das in jedem Einzelfall gelungen ist. Bilder, die einer Erklärung bedürfen, funktionieren nicht und gehören aussortiert!
Vergleiche alte und neue Fotos mit den gleichen Tieren regelmäßig miteinander und sortiere die
weniger gelungenen immer wieder aus! Wenn Du den Vorgang in größeren Zeiträumen wiederholst, hast Du emotional Abstand zu den Bildern gewonnen. Das erleichtert Dir die Auswahl
deutlich.
Sei nicht enttäuscht, wenn nach einem Besuch vielleicht nur eine Handvoll wirklich brauchbarer Aufnahmen übrig bleiben. Das ist ein ganz normaler Schnitt. Es gab auch schon Zoobesuche, bei denen ich in fotografischer Hinsicht komplett leer ausgegangen bin!
Viele Fotografen legen größten Wert darauf, dass ihre Bilder bereits "out of cam" perfekt sind, also keiner oder nur geringer Bearbeitung bedürfen. Das ist ein edles Ziel.
Ohne in diese Grundsatzdiskussion einsteigen zu wollen: ich arbeite immer daran, bereits in der Kamera ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Doch ich erlebe die Zoofotografie als sehr ereignisabhängig, soll heißen, es bleibt für ein Bild oft nur sehr wenig Zeit. Häufig zu wenig, um die optimalen Einstellungen zu finden. Würde ich auf die Bearbeitung meiner Bilder verzichten, blieben zugegebenermaßen nur einige wenige Aufnahmen übrig.
Vor und nach der Bildbearbeitung
Wenn Du an der Zoofotografie gefallen findest, traue Dich doch auch an das Thema "Bildbearbeitung" heran. Sei es auch nur, um die Bilder vielleicht noch schöner zu machen, als sie es ohnehin schon sind :)
Sobald Du in Tierhäusern, vor allem von Tieren in Aquarien und Terrarien Fotos machen möchtest, wirst Du ohnehin bald feststellen, dass Du um die nachträgliche Bearbeitung Deiner Bilder gar nicht herumkommst. Die dort vorherrschenden Bedingungen sind dafür in den meisten Fällen einfach zu ungünstig.
Kind am Geiergehege: "Schau mal Opa, ein Marabu!".
"Ei Kind, des is kein Marabu, des issen Geier! Ei, des weiß mer doch. En Geier is des. En Geier, wie der Addila bei der Eintracht!".
(Für alle Nicht-Frankfurter: Attila ist das Maskottchen der Frankfurter Eintracht und natürlich ein stolzer Steinadler).
Achte bei der Planung des Zoobesuchs besonders auf Brücken- und Feiertage oder Ferien. Warum? Nicht nur, dass der an solchen Tagen wahrscheinliche Besucheransturm weniger Möglichkeiten zur freien "Entfaltung" bietet. Je voller der Zoo, desto mehr ziehen sich die Tiere in der Regel zurück und sind weniger gut zu sehen, als an normalen Tagen.
Doch ist so ein Tag nicht automatisch sinnlos. Sind einmal sehr viele Menschen im Zoo, suche ich erst die nicht so angesagten Bereiche auf und bewege mich möglichst gegen den Strom.
Ist mit vielen Besuchern zu rechnen, gehe ich möglichst direkt nach Öffnung in den Zoo. So verpasse ich keine Gelegenheit und vermeide es, mit Schlangestehen unnötig Zeit zu verlieren
„Ich will jetzt aber zu den Erdmännchen. Eeeeerdmännchen, wie süüüüüüüüüüüüüüüß!. Papa, können wir jetzt gehen?“.
Es gibt keine perfekte Tageszeit für einen Zoobesuch. Manche Tiere sind morgens sichtbar und verbergen sich im Lauf des Tages vor den zunehmenden Besuchermengen. Andere sind dagegen vielleicht in der Dämmerung aktiv und erscheinen erst am späteren Nachmittag.
Auch die Reinigungs- und Fütterungszeiten haben großen Einfluss darauf, zu welcher Zeit die Tiere am besten zu beobachten sind.
Natürlich sind die Morgen- und Abendstunden wegen des schöneren Lichteinfalls immer empfehlenswert. Jedoch liegen manche Gehege dann noch oder schon komplett im Schatten. Hier heißt es schlicht, eigene Erfahrungen zu sammeln.
In der Regel komme ich früh und gehe spät. Morgens sind die Tiere oft noch neugierig, wer denn da so kommt. Abends entspannen sie
sich mit der abnehmenden Anzahl an Besuchern. Die Hauptstoßzeit in den Mittagsstunden nutze ich zur Rast oder um den Weg für die nächste Runde festzulegen.
Oder aber, ich habe ein bestimmtes Ziel vor Augen, z.B. besonderen Nachwuchs. Dann gehe ich auch einmal für 1-2 Stunden ganz gezielt in den Zoo. Doch
gerade hier ist eine Uhrzeit kaum vorherzusagen. Ich habe eine Löwin mit Jungen erlebt, die in ihrem Unterschlupf lag und sich über mehrere Stunden nicht (heraus)bewegt hat. Pech!
Bietet Dein Zoo gelegentlich verlängerte Öffnungszeiten an? Dann bietet das oft die ideale Gelegenheit für ungewöhnliche Bilder.
"Papaa? Sind Fische eigentlich gute Schwimmer?".
Trübe Tage sind gleichbedeutend mit schlechten Lichtverhältnissen. Selbst unter freiem Himmel reicht das Licht schnell nicht mehr zum Fotografieren aus. Auch sind die Tiere an solchen Tagen oft weniger aktiv, als bei schönem Wetter mit Sonnenschein.
Trübe Tage versprechen andererseits aber leere Zoos. Die Tiere zeigen dann oft ein verändertes Verhalten oder besetzen andere Stellen im Gehege, wodurch sich vielleicht wieder neue, interessante Motive ergeben. Und wenn es einmal richtig regnet, bleibt immer noch die Möglichkeit, in aller Ruhe in den deutlich leereren Häusern zu fotografieren.
Tolle Bilder sind aber auch bei strahlendem Sonnenschein nicht garantiert. Gerade die Mittagssonne kann schnell des Guten zu viel tun und die Motive überstrahlen oder die Tiere in den Schatten bzw. zurück in die Ställe oder Häuser treiben.
Fazit: Fotografieren im Zoo ist bei jedem Wetter möglich aber nicht unbedingt einfach! Wie man sich selbst überredet, bei schlechtem Wetter aus dem Haus zu gehen, würde jedoch eine eigene Seite mit mindestens 15 Tipps bedeuten.
"Opa, wann kommen wir den zu den lustigen Fischen?".
(Vor uns ein Becken voller "Clownfische". Sie scheinen plötzlich alle etwas betreten dreinzuschauen).
Mit dem Fotografieren verhält es sich ein wenig wie mit dem Angeln: wer erwartet, mit dem Kauf von Rute, Leine und Haken gleich einen kapitalen Fang zu machen, wird enttäuscht sein.
Erwarte also bitte nicht, beim ersten Zoobesuch sogleich alle Tiere optimal vor die Linse zu bekommen. Es finden sich immer wieder Bewertungen von Zoos mit Beschwerden, man habe viele Tiere nicht sehen können. Es spricht für die Qualität eines Zoos, wenn die Tiere über ausreichend große Rückzugsräume verfügen und sich auch einmal „unsichtbar“ machen können.
Es gehört eben auch eine gehörige Portion Glück dazu, im rechten Moment am rechten Ort zu sein. Dafür spielen hier einfach zu viele Faktoren mit hinein. Manchmal bekomme ich bestimmte Tiere eine ganze Zeit lang nicht zu Gesicht. Dafür scheinen sie mir das nächste Mal fast Modell stehen zu wollen.
Bist Du an einer Stelle erfolglos, gehe doch einfach auf dem Rückweg noch einmal dort vorbei. Oder nutze die gewonnene Zeit, um bei den Tieren vorbeizugehen, die nicht ganz oben auf Deiner Liste stehen. Manche Tiere "erwischt" man so oder so erst beim x-ten Besuch.
Sind Tiere gut sichtbar oder besonders aktiv, nimm Dir reichlich Zeit zur Beobachtung. Schieße nicht nur 2 Bilder und gehe dahin, wo es dann vielleicht nichts mehr zu sehen gibt. Manche Tiere gewöhnen sich schnell an den Menschen vor dem Gehege und geben dann noch viel schönere Motive ab. Häufig merkt man erst viel später, dass eine solche Szene einmalig war.
Ein Junge, seinem Vater vorweglaufend: „Gesehen, nächster!
Gesehen, nächster! Gesehen, nächster! Gesehen, nächster!...“
(Stimme verschwindet in der Entfernung).
Wenn ich mir diese Tipps selbst anschaue, muss ich einräumen, sie mögen in Summe entmutigend wirken. Die perfekte Kamera gibt es nicht, die Objektivauswahl ist groß. Die fotografischen Bedingungen im Zoo sind nicht einfach. Das Wetter ist unzuverlässig. Und dann haben die Tiere auch noch ihren eigenen Kopf!
Und genau da liegt er für mich, der Reiz! Mit offenen Augen durch den Zoo zu gehen und sich überraschen zu lassen. Und sobald sich ein besonderer Moment bietet, diesen mitzuerleben und mit der vorhandenen Ausrüstung unter den gegebenen Bedingungen das Bestmögliche herauszuholen. Selbst wenn sich ein solcher Moment im Nachhinein als fotografisch unergiebig herausstellt oder das Foto einfach nichts geworden ist, so bleibt am Ende doch wenigstens eine neue, bereichernde Beobachtung.
Wenn es denn aber gelungen ist, das eine Bild, auf das man schon so lange gewartet hat, oder aber der überraschende Zufallstreffer, auf den man nicht gefasst war, so ist die Freude groß.
Am Ende musst Du einfach nur einen guten Tag erwischen. Und dazu von Besuchern verschont bleiben, die meinen herumschreien, gegen Scheiben schlagen oder mit blitzenden Handys Selfies vor den Gehegen machen zu müssen. Dann ergeben sich bestimmt ein paar gute Gelegenheiten für schöne Aufnahmen. Lasse Dich überraschen!
Besucher zu seinem Freund: „Ey, ALTER! Hast Du den blöden Affen gesehen? Der guckt voll dämlich!“. Er haut gegen die Scheibe und ruft: „Ey, Du blöder Affe!“.
Viatu, der Silberrücken des Frankfurter Zoos, wirft mir einen Blick zu und verdreht dabei die Augen, als wolle er mir sagen:
„Ja, ich habe ihn gesehen!“
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Bianca (Mittwoch, 03 Februar 2021 10:45)
Einige der Tipps werde ich mir doch sehr mal zu Herzen nehmen :) Ich war eigentlich nur auf der Suche nach einem weiteren geeignetem Objektiv, am Ende des Artikels hier freue ich mich aber ganz besonders über das Bild von Viatu :D Herrlich!
Liebe Grüße!
Tobias (Sonntag, 26 Januar 2020 08:31)
Super Tipps, sofort ersichtlich, dass du weißt, was du tust. Danke dafür!